Schicksaljahr für Apple: Was plant Apple-Chef Cook? Günstigere iPhones und Ausbau im TV-Bereich? Cook gab erste Hinweise.
Cupertino/New York. Apple-Chef Tim Cook muss sich nach eineinhalb Jahren an der Konzernspitze durch seine erste Vertrauenskrise kämpfen. Bei dem steilen Fall der Apple-Aktie auch nach abermaligen Rekord-Ergebnissen geht es nicht nur darum, dass der Konzern vielleicht ein paar Millionen weniger iPhones verkaufte als die meisten Analysten erwartet hatten. Die Börsianer scheinen den Glauben an die Wundermaschine Apple zu verlieren, der die Aktie erst in schwindelerregende Höhen getrieben hat.
Apple fuhr im Weihnachtsgeschäft zwar erneut einen fabelhaften Quartalsgewinn von knapp 13,1 Milliarden Dollar ein. Doch es waren unterm Strich gerade einmal 14 Millionen Dollar mehr als ein Jahr zuvor – eine Stagnation statt der gewohnten Wachstumssprünge. Allerdings hatten viele Analysten schon den ersten Gewinnrückgang seit Jahren erwartet.
Und so brach die Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch um mehr als 10 Prozent ein. Auf einen Schlag verpufften annähernd 50 Milliarden Dollar oder umgerechnet 38 Milliarden Euro an Börsenwert – das ist soviel, wie die Deutsche Telekom derzeit insgesamt auf die Waage bringt.
Apple verfehlte die Markterwartungen beim Umsatz und der Zahl verkaufter iPhones sowie bei den Prognosen für das laufende Quartal. Dabei hatte Finanzchef Peter Oppenheimer angekündigt, dass Apple fortan die eigenen Geschäftserwartungen in einer Spanne angeben werde statt der bisherigen „konservativen“ Prognosen, die tief gestapelt waren und stets massiv übertroffen wurden. Andererseits, was zählt mehr: Enttäuschte Analysten-Erwartungen oder tatsächliche Milliarden? Apples Geldberg wuchs allein im vergangenen Quartal von rund 120 auf 137,1 Milliarden Dollar.
Doch das vielleicht alarmierendste Zeichen für Cook ist, dass die Aktie munter weiter fiel, während er sich in der Telefonkonferenz am Mittwoch den Fragen der Analysten stellte. Das heißt, seine Antworten konnten die Anleger nicht umstimmen. Mit konkreten Hinweisen auf künftige Vorhaben hielt Cook sich zurück. Allerdings war schon sein legendärer Vorgänger Steve Jobs bekannt dafür, eher ausweichende Antworten zu den Plänen von Apple zu geben, aus denen man Hinweise wie Goldsand aussieben muss. Dabei geht es nicht nur um die Formulierungen, sondern auch darum, was nicht gesagt wird.
So verzichtete Cook diesmal darauf, die Settop-Box Apple TV als „Hobby“ zu bezeichnen, sondern wiederholte, dass Fernsehen ein „Bereich von intensivem Interesse“ sei. „Ich glaube, dass wir auf diesem Gebiet viel zu bieten haben“, sagte Cook. Mehr wolle er nicht sagen. Die Äußerungen könnten den jahrelangen Spekulationen um einen Apple-Fernseher neue Nahrung geben. Aber vielleicht will Apple auch nur die Apple-TV-Box weiterentwickeln, die im vergangenen Quartal zwei Millionen Mal gekauft wurde – ein Plus von 60 Prozent.
Die Frage nach einem iPhone mit einem noch größeren Bildschirm beantwortete Cook hingegen relativ eindeutig. Apple sei zufrieden, dass sich auch das leicht vergrößerte iPhone 5 mit einer Hand bedienen lasse, „was unsere Kunden schätzen“. Auch die Aussicht auf ein günstigeres iPhone-Modell dämpfte Cook etwas. Er verwies auf die älteren Modelle, die Apple günstiger verkaufe. Zugleich bekräftigte er, dass es für Apple wichtigeres als Marktanteile gebe: „Wir wollen nur die besten Produkte machen.“ Derzeit gibt es das größte Wachstum im Smartphone-Markt in Ländern wie China, Indien oder Brasilien, in denen eher günstigere Geräte gefragt sind. Zuletzt gab es erneut Medienberichte, Apple teste deshalb eine günstigere Variante seines teuren Telefons.