Innovationen in der Autoindustrie sind mittlerweile mit Halbleitern, Sensoren und Software verbunden. Damit gerät auch der Autopilot in den Fokus.

Mountain View/Las Vegas. Auf den ersten Blick könnte man das silberne Auto auf dem Highway 1 von San Francisco nach Los Angeles mit seinen markanten Aufbauten auf dem Dach mit einem Streetview-Auto verwechseln, das Fotos für den Straßenpanorama-Dienst von Google aufnimmt.

Der umgebaute Toyota Prius gehört zwar dem Internet-Konzern, doch bei den Geräten auf dem Dach handelt es sich um Radargeräte für den Nahbereich und um Umgebungssensoren. Sie machen es dem Google-Fahrzeug möglich, ohne den steuernden Eingriff eines Fahrers die Strecke entlang der Westküste der USA zu bewältigen.

Nach Schätzungen von Experten aus der Automobil-Zulieferindustrie stecken in einem so aufgerüsteten Google-Toyota Sensoren im Wert von über 80.000 Euro. Der Kofferraum und Teile des Innenraums sind mit Computern vollgepackt, die die Signale der Sensoren auswerten und in Steuerungskommandos für den Wagen umwandeln. Mit dieser wuchtigen Fracht ist der Autoroboter von Google noch weit von einer Serienreife entfernt – auch wenn die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin manchmal den Eindruck erwecken, als habe das Zeitalter der autonom fahrenden Autos bereits begonnen.

Google dominiert mit seinen Aktivitäten jedoch die Schlagzeilen. Klassische Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW, Daimler, Volvo und Toyota sowie Zulieferspezialisten wie Bosch und Continental haben das Thema jedoch auch schon seit Jahren auf dem Programm – und können mittlerweile erste Forschungsergebnisse selbst in Kompakt- und Mittelklasse-Fahrzeugen anbieten. Audi bekam nun als erster Automobilhersteller der Welt (nach Google und Continental) die Lizenz, im US-Bundesstaat Nevada auf öffentlichen Straßen mit computergesteuerten Fahrzeugen unterwegs zu sein.

Dabei geht es Audi und den meisten Automobilkonzernen nicht in erster Linie um die Umsetzung der Vision eines selbstfahrenden Wagens, sondern darum, Autofahren sicherer und bequemer zu machen. „Allein in den USA sterben jedes Jahr 28.000 Menschen bei einem Unfall auf einem Highway“, sagte Toyota-Manager Mark Templin, General Manger der Lexus Division, auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas. „Und bei den Teenagern sind Auto-Unfälle die Todesursache Nummer eins. Das müssen wir ändern.“

Auf der Elektronikmesse CES zeigten unter anderen Audi und Toyota ihre Systeme, mit denen Autos gefährliche Situationen computergestützt erkennen können. Bei Audi erkennt beispielsweise eine Software die Begrenzungslinien der Fahrspuren und den Kurs des Autos. Falls sich der Wagen einer Linie annähert, ohne zu blinken, hilft das System dem Fahrer mit dezenten Lenkeingriffen, in die Spur zurückzusteuern. Der Fahrer kann selbst festlegen, wie früh der Eingriff erfolgen und ob es eine Vibration am Lenkrad geben soll.

Andere Systeme überwachen den Verkehr vor dem Auto und warnen den Fahrer mit akustischen und optischen Signalen vor einem Auffahrunfall. Wenn der Fahrer nicht reagiert, bremst der Wagen. Und falls eine Kollision nicht mehr zu vermeiden sein sollte, versucht das System zumindest die Aufprallgeschwindigkeit zu verringern, um mit der Straffung der Gurte die Folgen des Unfalls zu mindern.

In einem Stau können die computergestützten Autos komplett die Kontrolle über Lenkrad, Gaspedal und Bremse übernehmen. Bei Audi wertet die „Adaptive Cruise Control mit Stop & Go-Funktion“ die Daten von beinahe 30 Steuergeräten aus, um das gesamte Umfeld des Fahrzeugs zu analysieren. Diese Sensoren kommen auch bei den Park-Hilfe-Systemen zum Einsatz, bei denen das Auto selbst das Kurbeln am Lenkrad übernimmt. Soll das Auto in eine besonders enge Lücke eingeparkt werden, kann der Fahrer vor dem Einparken bequem aus dem Auto aussteigen und es per Funkschlüssel oder Smartphone anweisen, selbstständig einzuparken. Audi will diese neue Version des „pilotieren Fahrens“ mit dem nächsten A8 einführen, der 2015 erwartet wird.

Die Ingolstädter sprechen bewusst nicht von „selbstfahrenden Autos“ oder „autonomem Fahren“, sondern wählen mit dem Begriff des „pilotierten Fahrens“ eine Metapher aus der Luftfahrt. In bestimmten Fahrsituationen, in Staus oder beim Einfahren, könne die Maschine das Steuer übernehmen. „Die Verantwortung bleibt aber beim Piloten“, sagte Audi-Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer auf der CES. „Und wenn ich Spaß haben will, fahre ich selbst.“