Luftfahrt- und Rüstungskonzern kann die geplatzte Fusion mit BAE Systems gut verkraften. Ärger gibt es weiter mit der Regierung.

Paris/München. Der reißende Flugzeugabsatz bei der Tochter Airbus trösten den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS nach der geplatzten Fusion mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems.

Im dritten Quartal verdiente das Unternehmen dank seiner wichtigsten Tochter im operativen Geschäft deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Für das Gesamtjahr sieht Vorstandschef Tom Enders den Konzern auf Kurs. Dabei sollen mehr Flugzeuge die Airbus-Hallen verlassen als jemals zuvor. Geplant ist die Auslieferung von 580 Maschinen. Auch die Auftragslage sei robust. Allerdings schwächelt das Flaggschiff A380.

Der operative Gewinn legte im Sommerquartal um zwei Drittel auf 537 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verdiente EADS 309 Millionen Euro. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro.

Im Vorjahreszeitraum hatte der Reingewinn ein Prozent höher gelegen, damals hatte der Konzern allerdings einen Sondergewinn aus der eingestellten Produktion des Langstreckenfliegers A340 verbucht. Auf die ersten neun Monate gesehen verdiente EADS diesmal mit 903 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Anlass zur Freude gibt vor allem das zivile Luftfahrtgeschäft. Die Produktion läuft auf Hochtouren. Das Management rechnet für dieses Jahr mit Neubestellungen ohne Stornierungen für 600 bis 650 Maschinen. Wermutstropfen ist allerdings die schleppende Nachfrage nach dem Flaggschiff A380. Die erhofften 30 Neubestellungen scheinen immer schwerer erreichbar, wie Finanzvorstand Harald Wilhelm am Donnerstag sagte. Bislang gibt es in diesem Jahr erst Festbestellungen für vier Maschinen aus Russland sowie eine Absichtserklärung für weitere fünf Flugzeuge von Singapore Airlines.

Echtes Sorgenkind bei EADS bleibt die Verteidigungssparte Cassidian. In den ersten neun Monaten ging ihr operativer Gewinn um acht Prozent zurück. EADS stellt nun die Kostenstruktur auf den Prüfstand, außerdem sucht sie Verbesserungspotenzial bei der Vertragsabwicklung. Ende des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Die geplante, aber vor einem Monat geplatzte Fusion mit BAE Systems hätte vor allem der Tochter Cassidian helfen sollen, die unter dem kriselnden Verteidigungsgeschäft in Europa leidet.

EADS-Chef Enders hatte sich von einem Zusammenschluss mit dem Konkurrenten besseren Zugang zum US-Markt versprochen. Doch das Vorhaben scheiterte hauptsächlich am Widerstand der deutschen Bundesregierung. Mit ihr gibt es weiter Streit über zugesagte, aber bislang blockierte Anschubfinanzierung für den neuen Langstreckenjet A350, dem Konkurrenzmodell des 787 „Dreamliner“ von Boeing.

Als Hintergrund gelten Unstimmigkeiten über die Aufteilung der Arbeit auf die nationalen Standorte in Deutschland und Frankreich. EADS-Finanzchef Wilhelm bestätigte die Probleme am Donnerstag, ging allerdings nicht auf Details ein. Beim A350 hält Airbus nach zwei Verschiebungen an seinem Zeitplan fest. Mitte 2013 soll das Flugzeug erstmals abheben.

Keine neuen Informationen gab es zu den möglichen Konsequenzen von Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen EADS-Mitarbeiter. Die Justiz prüft, ob beim Verkauf von Kampfflugzeugen vom Typ Eurofighter an Österreich Bestechungsgelder geflossen sind. Im Laufe der Woche gab es in Deutschland, Österreich und der Schweiz Razzien.

Für das Gesamtjahr hält Konzernchef Enders an seinen Zielen fest. Der Konzernumsatz soll um mehr als zehn Prozent auf mindestens 54 Milliarden Euro wachsen. Der operative Gewinn soll vor Einmaleffekten rund 2,7 Milliarden Euro erreichen. Für den Gewinn je Aktie hat er vor Einmaleffekten rund 1,95 Euro im Auge.

Dabei rechnet EADS unter anderem die Kosten für die Flügelreparaturen am Flaggschiff A380 heraus. Wegen Haarrissen an Befestigungsklammern innerhalb der Tragflächen müssen alle A380-Jets zurück in die Werkshallen. Alleine in diesem Jahr erwartet das Management deshalb eine Belastung von 260 Millionen Euro.

Solide laufen die EADS-Geschäfte in den Bereichen Hubschrauber und Raumfahrt. Die dafür zuständigen Töchter Eurocopter und Astrium konnten ihre operativen Gewinne nach Unternehmensangaben in den ersten neun Monaten steigern. Bereits an diesem Freitag soll wieder eine Ariane-5-Rakete ins All starten.