Siemens dreht nach Gewinneinbruch an der Kostenschraube: Kostensenkung von sechs Milliarden, Jobabbau eingeschlossen, sind das Ziel.
Berlin. Europas größter Elektrokonzern plant harte Einschnitte und will in den kommenden zwei Jahren die Kosten um mindestens sechs Milliarden Euro senken. Damit will Vorstandschef Peter Löscher den Konzern wieder in den profitablen Bereich führen.
Grund Sparmaßnahmen: Im Geschäftsjahr 2011/12 ist bei Siemens der Gewinn um 27 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro eingebrochen. „Das erste Ziel ist nicht Stellenabbau. Aber es wird sich am Ende auf die Arbeitsplätze auswirken“, sagte Löscher am Donnerstag in Berlin unmittelbar vor der Bilanz-Pressekonferenz dem Fernsehsender CNBC.
Wie viele Stellen wegfallen, ließ Löscher offen. Wo es strukturelle Änderungen gebe und Märkte wegbrechen, seien Anpassungen unausweichlich, erklärte er bei Vorlage der Bilanz. In der Medizintechnik, bei Trafowerken und bei der Fertigung von Windrädern laufen bereits Stellenkürzungen. Die 130 000 Siemens-Mitarbeiter in Deutschland sind aber per Betriebsvereinbarung weitgehend vor Entlassungen geschützt.
Im kommenden Jahr rechnet Siemens mit einem schwächeren operativen Ergebnis, weil die Umbaukosten den Konzern zunächst stark belasten und der Umsatz außerdem eher sinken als steigen dürfte. „Wir wissen was zu tun ist und sorgen für eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen“, sagte Löscher.
Der Auftragseingang von Siemens sank in seinem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr um 10 Prozent auf 76,9 Milliarden Euro. Der Umsatz dagegen stieg um 7 Prozent auf 78,3 Milliarden Euro. Mit einem operativen Ergebnis von 5,2 Milliarden Euro erreichte Siemens gerade noch seine bereits gesenkte Jahresprognose.
Die Belastungen bei der Anbindung der Nordsee-Windparks stiegen um weitere 67 Millionen auf knapp 600 Millionen Euro. Die bereits zum Verkauf stehende Solarsparte kostet zudem Siemens 250 Millionen. Neu hinzu kamen jetzt noch Abschreibungen von 327 Millionen Euro auf Aufträge aus dem Iran, weil die EU ihre Sanktionen kürzlich verschärft hatte. Außerdem schlugen die Verzögerungen im finnischen Atomkraftwerk Olkiluoto im Schlussquartal mit 106 Millionen Euro negativ zu Buche. Unter dem Strich sank der Gewinn nach Steuern von 6,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 4,6 Milliarden Euro.
Damit Siemens bei der Profitabilität wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz kommt, will Löscher die Kosten bis 2014 um sechs Milliarden Euro drücken. Mit diesem ehrgeizigen Sparprogramm übertrifft er die Erwartungen der Börse deutlich. Ein Teil der Ersparnis soll aus der Aufgabe unprofitabler Geschäftsfelder kommen. Neben der Solarsparte und werde auch das Geschäft mit der Abwasserreinigung aufgegeben, kündigte Löscher an. Weitere schwächelnde Bereiche sind auf dem Prüfstand.
Im Geschäftsjahr 2013 erwartet Löscher ein moderates Auftragswachstum und hofft, den Umsatz halten zu können. Das Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten dürfte aber von 5,2 Milliarden Euro weiter sinken auf 4,5 bis 5,0 Milliarden Euro. Allein das Umbauprogramm werde im ersten Jahr 1 Milliarde Euro kosten.
Die Dividende für die Aktionäre soll trotz des Gewinnrückgangs unverändert bei 3,00 Euro bleiben. Damit schüttet Siemens mehr als dieHälfte seines Gewinns aus.