Um weiterhin Käufer für ihre Fahrzeuge zu finden, greift die Branche zu immer höheren Rabatten, sagt Experte Ferdinand Dudenhöffer.
Die Rabatte auf dem deutschen Automarkt steigen einer Analyse zufolge ungebremst weiter. Im Oktober hätten die durchschnittlich gebotenen Kundenvorteile den Rekordwert von 13,6 Prozent erreicht, heißt es in einer Untersuchung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Die Entwicklung zeige, dass der deutsche Automarkt in der Rezession sei. Ohne Rabatte gehe nichts.
Der Autoabsatz in Deutschland war auch im Oktober nicht richtig in Fahrt gekommen. Zwar zog die Zahl der Neuzulassungen leicht an, in den ersten zehn Monaten lag der Wert aber deutlich unter dem Vorjahresniveau. VDA-Präsident Matthias Wissmann sprach von einer Zurückhaltung auf dem Markt, Privatkunden seien wegen der anhaltenden Euro-Schuldenkrise verunsichert. EU-weit ist die Lage aber weitaus schwieriger, vor allem in den Krisenstaaten wie Spanien oder Italien, aber auch in Frankreich liegt der Markt am Boden. Die Folge sind teure Überkapazitäten.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Rabatte laut der Analysen Dudenhöffers seit Monaten erhöht, auf Kosten der Margen. In der Kritik steht vor allem Marktführer Volkswagen. So hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne VW vorgeworfen, ein „Blutbad“ bei den Margen anzurichten. Indem die Wolfsburger aggressive Rabatte gewährten, nutzten sie die Krise, um Marktanteile zu gewinnen. VW hatte die Kritik zurückgewiesen. Vor kurzem dann hatten Fiat und VW ihren Streit beigelegt. Der Disput um die jeweils eigene Rabattstrategie gehöre der Vergangenheit an.
Dem VW-Konzern mit seiner breiten Modellpalette und seiner internationalen Aufstellung geht es derzeit vergleichsweise gut, während Hersteller wie PSA oder Opel in der Krise stecken – sie sind vom europäischen Markt abhängig.
Wie es in der neuen Analyse Dudenhöffers heißt, sind im Oktober aber auch die Händler-Rabatte beim Marktführer VW weiter gestiegen. Rabatte von 19 Prozent auf den Polo oder 18 Prozent auf den Tiguan seien „deutliche Zeichen“, dass auch VW Händlerprämien zur Absatzankurbelung einsetzte. Die Nachlässe auf den neuen Golf 7 blieben laut Studie mit 18 Prozent nahezu unverändert zum Vormonat.
Ein VW-Sprecher betonte am Montag in Wolfsburg, der Autobauer betrachte die Untersuchung als nicht wissenschaftlich und nicht seriös. Dudenhöffer betrachte regional operierende Händler und schließe auf bundesweite Angebote, dies aber sei falsch. VW sei kein Treiber der Rabatte, bekräftigte der Sprecher.
Erst vor kurzem hatte VW Dudenhöffer kritisiert. Hintergrund: Der Autohändler Burkhard Weller hatte Dudenhöffer „Rabattschleuderei“ vorgeworfen und seine Angaben zu hohen Rabatten in Zweifel gezogen. Dies schädige die Branche massiv. Volkswagen hatte den Vorstoß Wellers begrüßt, VW schließe sich der Kritik „voll und ganz“ an.
Dudenhöffer wiederum hatte gekontert und VW „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen. Volkswagen greife „aggressiv“ in den Wettbewerb mit Prämienprogrammen ein. Zur Analyse der Rabattsituation im deutschen Automarkt würden monatlich mehrere tausend Datensätze herangezogen.