Die Erwartung, dass die UBS ihr Investmentbanking aufspalten und den Anleihen-Handel schließen wird, verhalf Aktie zu sechs Prozent plus.
Zürich. Pläne der Schweizer Großbank UBS für einen radikalen Umbau ihres Geschäfts und den Abbau von bis zu 10.000 Stellen haben der Aktie der größten Schweizer Bank am Montag Flügel verliehen. Die Erwartung, dass die UBS ihr kapitalintensives und schlecht rentierendes Investmentbanking aufspalten und den Anleihen-Handel dann schrittweise schließen wird, schob die Aktie um sechs Prozent nach oben. Nach Angaben einer mit der Sache vertrauten Person wird der Abbau vor allem den Handel und das Investmentbanking treffen.
„Wenn es so kommt wie in den Medien diskutiert wird, wäre das nicht eine neue Kostensenkungsrunde sondern eine grundlegende Neuausrichtung der Bank“, hieß es in einer Kunden-Notiz der Espirito Santo Investment Bank. Die UBS-Vermögensverwaltung, die zuletzt den größten Teil zum Gewinn zulieferte, würde dann zum zentralen Pfeiler der UBS. Das verkleinerte Investmentbanking würde mit der Konzentration auf Aktien und Devisen sowie das Beratungsgeschäft zu einem Zuliefer-Betrieb für die Vermögensverwaltung. UBS könnte ihre Eigenkapitalquote deutlich verbessern – und sogar Kapital an ihre Aktionäre zurückgeben.
Konzernchef Sergio Ermotti dürfte die Pläne am Dienstag zusammen mit der Bilanz des dritten Quartals bekanntgeben. Laut der Londoner „Financial Times“ soll das Geschäft mit Anleihen und Zertifikaten in eine Art „Bad Bank“ eingebracht und über etwa drei Jahre abgewickelt werden.
Nach Einschätzung der Citibank hätte das Vorgehen der UBS weit über die Bank selbst und die Schweiz hinausreichende Folgen. „Wenn UBS diese radikalen Schritte unternimmt, wird das nach unseren Erwartungen eine weitere Restrukturierung in der ganzen Branche einleiten“, erklärten die Analysten der Citibank am Montag. Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch forderte in einer Analyse die Geldhäuser Deutsche Bank, Credit Suisse und UBS auf, sich von Kapitalmarktgeschäften zu verabschieden, da diese im Verhältnis zum eingesetzten Kapital vergleichsweise wenig Gewinn abwerfen.
UBS, die in der US-Hypothekenkrise 50 Milliarden Franken verlor und vom Staat gerettet werden musste, hat seit 2007 bereits rund 20.000 Stellen abgebaut. Im letzten Jahr kündigte die Bank die Streichung von weiteren 3500 Arbeitsplätzen an, davon 1600 im Investmentbanking. Dort beschäftigte UBS zur Jahresmitte 16.400 Menschen. Im ganzen Konzern waren es 63.500. In der ganzen Branche sind weltweit seit Beginn der Finanzkrise Zehntausende von Stellen verloren gegangen.
Um die Geschäfte so zurückzufahren, braucht es Zeit und Geld. Bei UBS kommt das Investmentbanking auf eine Bilanzsumme von 900 Milliarden Franken. Die Sparte, die zuletzt roten Zahlen schrieb, bindet rund 50 Prozent des Kapitals. Über Nacht könnten solche Größenordnung nicht abgewickelt werden, erklärte Kepler-Analyst Dirk Becker. Es könnten zudem Ausstiegskosten in Milliardenhöhe anfallen.