Die Verbraucher konsumieren trotz abflauender Konjunktur: Aus Angst vor Inflation flüchten viele in Immobilien, Schmuck und andere Sachwerte.

Nürnberg. Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist so gut wie seit Jahren nicht mehr: Der Konsumklimaindex für November kletterte auf den höchsten Wert seit Herbst 2007. Gestützt wird das Konsumklima nach Einschätzung der GfK vor allem durch die Flucht vieler Bürger in Sachwerte aus Sorge vor Eurokrise und Inflation.

Inzwischen schätzten die Verbraucher auch die Konjunkturentwicklung wieder etwas optimistischer ein, teilte die Marktforscher der GfK am Freitag in Nürnberg mit. Der Handel könne mit einem ordentlichen Weihnachtsgeschäft rechnen.

„Die Rezessionsängste, die noch im Sommer überaus stark erkennbar waren, sind leicht rückläufig.“ Zudem seien die Einkommensaussichten nach drei Monaten mit Verlusten wieder gestiegen. Entsprechend legte die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen leicht zu. Der Konsumklimaindex für November stieg auf 6,3 Zähler, nach revidiert 6,1 Punkten im Oktober.

Von der guten Stimmung wird nach Einschätzung des GfK-Konsumexperten Rolf Bürkl auch der Einzelhandel profitieren. „Die Zeichen für ein zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft sind gegeben“, sagte Bürkl der dpa. Allerdings betonte er auch: „Vor dem Hintergrund der Konjunkturabschwächung und der Euro-Krise ist es sicherlich ein Erfolg, wenn man das Niveau des Weihnachtsgeschäfts vom Vorjahr halten oder leicht steigern kann.“

Generell seien die Rahmenbedingungen für das Weihnachtsgeschäft wegen der stabil auf hohem Niveau liegenden Einkommenserwartung der Verbraucher günstig, berichtete Bürkl. Der robuste Arbeitsmarkt trage ebenfalls dazu bei, dass das Geld lockerer sitze. „So richtig in Gang kommt das Weihnachtsgeschäft erst Ende November“, erläuterte Bürkl. „Vor allem dann, wenn in den Haushalten die 13. Monatsgehälter überwiesen werden, wird das Ganze nochmal an Dynamik gewinnen.“

Laut Bürkl hat derzeit noch ein weiterer Faktor großen Einfluss auf die Bereitschaft der Deutschen zum Geldausgeben: „Die Euro-Krise ist zur Zeit eine wichtige Stütze für die Konsumneigung“, schilderte Bürkl. Einige Menschen hätten Angst vor Inflation und fürchteten um die Stabilität der Währung. „Außerdem ist die Alternative, das Geld auf die Bank zu tragen, zur Zeit ja überhaupt nicht attraktiv.“

„Das liegt zum einen an den niedrigen Zinsen, die in der Regel noch nicht mal die Inflation kompensieren“, erklärte Bürkl. Zum anderen sei das Vertrauen in die Finanzmärkte weiterhin gestört, „so dass man lieber in alternative Anlageformen geht“. Dies beginne bei Immobilien, reiche über Renovierungen und energetische Sanierungen bis hin zum Kauf von Schmuck.

Bürkl ist skeptisch, ob die zum zweiten Mal gestiegenen Konjunkturerwartungen der Bürger eine Trendwende andeuten. Noch immer liege der entsprechende Indikator weit unter dem langfristigen Durchschnitt. „Was sich zeigt ist, dass der Konjunkturpessimismus nicht weiter zugenommen hat“, interpretierte Bürkl die aktuellen Zahlen. Dies könne sich bei einem Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise aber schnell ändern.

Zumal die Signale aus der Wirtschaft laut GfK im Moment nicht sehr ermutigend sind. So gehen die wichtigen Exporte in den Euro-Raum aufgrund der rezessiven Tendenzen in vielen Ländern zurück. Auch kam der Aufschwung am Arbeitsmarkt im Herbst zum Stillstand. Zudem haben die aktuellen Gutachten Deutschlands Wachstumsaussichten für 2013 deutlich nach unten revidiert.

Dennoch sind die Verbraucher, was die Entwicklung ihres eigenen Einkommens angeht, weiterhin optimistisch. Dazu tragen laut GfK neben den gesunkenen Rezessionsängsten vor allem der stabile Arbeitsmarkt sowie die gestiegenen Löhne bei. Außerdem sei die Inflationsrate zuletzt leicht gefallen.

Die Marktforscher bestätigten daher ihre Prognose, dass der private Konsum in diesem Jahr real um ein Prozent wachsen werde. „Da aufgrund der weltweiten Konjunkturabschwächung die deutschen Ausfuhren einen Dämpfer erhalten werden, ist eine rege Konsumkonjunktur eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Deutschland nicht in eine Rezession rutscht“, hieß es.