Bis der fällige „Troika“-Bericht nicht vorliege, „dürfen wir nicht darüber spekulieren“, sagte Schäuble und widersprach IWF-Chefin Lagarde.
Tokio. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Forderung nach mehr Zeit für Griechenland bei der Haushaltssanierung erneut als verfrüht zurückgewiesen. Bis der fällige „Troika“-Bericht von der EU-Kommission, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht vorliege, „dürfen wir nicht darüber spekulieren“, sagte Schäuble am Freitag. Damit widersprach er in einer Podiumsdiskussion bei der IWF-Jahrestagung in Tokio direkt der Fonds-Direktorin Christine Lagarde, die wiederholt für einen Aufschub für Athen beim Defizitabbau plädierte.
„Angesichts des mangelnden Wachstums, des Marktdrucks und der bereits unternommenen Anstrengungen ist ein bisschen mehr Zeit notwendig“, sagte Lagarde in der Diskussionsrunde des britischen Fernsehsenders BBC, an der auch Schäuble teilnahm. Der Minister meinte, vorzeitige Spekulationen über eine Änderung der Konditionen für die Hilfszahlungen an Griechenland würden die Märkte verwirren und zum Vertrauensverlust in die Politik beitragen. Griechenland habe im Laufe des Jahres etwa durch zwei Neuwahlen viel Zeit verloren und müsse dazu beitragen, das Vertrauen wieder herzustellen.
Das strittige Thema ist bei der gemeinsamen Jahrestagung des IWF und Weltbank in den Mittelpunkt gerückt, nachdem Lagarde am Donnerstag zugunsten Athens zwei Jahre mehr zum Sparen ins Gespräch gebracht hatte – genau die Gnadenfrist, um die Ministerpräsident Antonis Samaras wochenlang in den wichtigsten Hauptstädten Europas gebeten hatte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte reserviert auf den Vorstoß reagiert.