Die Fusion von EADS und BAE steht auf der Kippe. Doch ist der Rüstungsdeal schon Makulatur? EADS dementiert das Scheitern der Gespräche.

Berlin/Hamburg. Das harte Ringen um die Fusionspläne der europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems sorgt weiter für Wirbel. Einem Bericht von „Spiegel Online“ zufolge ist das Vorhaben praktisch gescheitert. Gespräche zwischen der deutschen, französischen und britischen Regierung seien am Freitag ohne Ergebnis zu Ende gegangen, berichtet die Nachrichtenseite unter Berufung auf Regierungskreise. EADS dementierte das Ende der heftig umstrittenen Pläne: „Wir sind von den Regierungen über den Status der Gespräche informiert worden“, sagte ein Sprecher. „Aber uns ist zu keiner Zeit vermittelt worden, dass der Deal gescheitert sei.“

EADS arbeite mit BAE weiter auf den Termin am 10. Oktober hin, bis zu dem nach britischen Recht ein Zwischenergebnis vorliegen muss. Das für die Gespräche zuständige deutsche Wirtschaftsministerium war am Freitag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Laut „Spiegel Online“ habe London in jedem Fall verhindern wollen, dass einer der drei Staaten mehr als zehn Prozent am künftigen Unternehmen hält. Die französische Seite habe aber darauf beharrt, mehr als zehn Prozent zu behalten und auch weitere Anteile an dem neuen Konzern dazukaufen zu können.

Nach Informationen der französischen Nachrichtenagentur AFP stecken die Verhandlungen auf Regierungsebene in einer Sackgasse. Danach will Deutschland einen Anteil am Kapital entsprechend dem französischen Niveau. Unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld der Verhandlungen werden neun Prozent genannt. Großbritannien will dies nach den Informationen akzeptieren, wenn Frankreich gleichzeitig darauf verzichte, Anteile des französischen Konzerns Lagardère zu übernehmen. Dies wiederum soll die französische Seite abgelehnt haben, hieß es in den Berichten. Eine Bestätigung gibt es nicht.

Tatsächlich stehen die Pläne der Airbus-Mutter und BAE seit ihrer überraschenden Bekanntgabe unter keinem guten Stern. Zuletzt hatte der französische EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère die Bedingungen des Projekts als unbefriedigend kritisiert und von der Konzernspitze eine Überarbeitung der Pläne gefordert. Schon diese Kritik galt als herber Dämpfer für die ambitionierten Pläne von EADS-Chef Tom Enders, der den Konzern mit dem britischen Branchenriesen BAE Systems fusionieren will. Die Bundesregierung hatte sich offiziell wie die Regierungen in London und Paris stets zu den Plänen bedeckt gehalten.

Die beiden Konzernchefs Enders und Ian Dick hatten jüngst an die Regierungen appelliert, die Chancen der Fusion nicht zu verspielen. „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, etwas noch Größeres und Besseres zu schaffen, dann müssen wir zugreifen“, mahnten beiden in einem Zeitungsbeitrag. Bisher verfügen Frankreich und Deutschland direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler wahr. Das Konstrukt EADS ist auch deswegen hochpolitisch und wird stark von Interessen der deutschen und französischen Seite beeinflusst.