Im zweiten Quartal erhöhte sich der Nettoverlust der Fluglinie auf 66 Millionen Euro. Air-Berlin-Chef Mehdorn ist jedoch zuversichtlich.

Frankfurt. Air Berlin ist trotz überraschender Sparerfolge noch tiefer in die roten Zahlen geflogen. Der Nettoverlust erhöhte sich im zweiten Quartal wegen der deutlich gestiegenen Kerosinpreise um gut 20 Millionen auf 66,2 Millionen Euro, wie der Lufthansa -Konkurrent am Mittwochabend mitteilte. Trotz eines geschrumpften Flugangebots kletterte der Umsatz binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent auf 1,135 Milliarden Euro. Das laufende Sparprogramm kommt dem Management zufolge gut voran: Die Einsparungen hätten zwischen April und Juni statt der geplanten 45 Millionen sogar 50 Millionen Euro erreicht.

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„Die Umsatzerhöhung zeigt, dass wir den richtigen Kurs eingeschlagen haben“, sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn. Die gebeutelte Fluglinie hat in den vergangenen Monaten unrentable Flugverbindungen gestrichen, um die Auslastung ihrer Maschinen zu erhöhen und die Kosten zu senken. Im zweiten Quartal habe Air Berlin 45 Millionen Euro eingespart – fünf Millionen mehr als ursprünglich geplant. „Durch die gezielte Flottenreduzierung sind wir in Zukunft nicht mehr in einem hohen Maße von saisonalen Schwankungen betroffen“, so Mehdorn. Seit Jahren ist Air Berlin vor allem im Sommer als Ferienflieger groß im Geschäft. Im Winter ist die Nachfrage nach Urlaubsflügen allerdings deutlich geringer.

Air Berlin werde wie geplant im nächsten Jahr in die Gewinnzone fliegen. Dass es unter dem Strich nicht besser lief, führte das Management auf die Ticketsteuer, den Dollarkurs und den hohen Ölpreis zurück: Obwohl Air Berlin das Flugangebot um fast sechs Prozent zusammengestrichen hatte, musste das Unternehmen zwischen April und Juni insgesamt zehn Prozent mehr Geld für Treibstoff ausgeben als ein Jahr zuvor. Mehdorn setzt nun weiter auf die Verkleinerung der Flotte und den Ausbau des Langstreckengeschäfts, um das Unternehmen 2013 nach jahrelangen Verlusten wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

Das Eigenkapital hat sich binnen drei Monaten mehr als halbiert: Ende Juni waren nur noch 101,3 Millionen Euro vorhanden, wie Air Berlin weiter mitteilte. Ende März hatte die Fluglinie noch 210,4 Millionen Euro Eigenkapital ausgewiesen. Der Rückgang des Eigenkapitals sei zum einen saisonbedingt, zum anderen liege es an der Bewertung von Sicherunggeschäften. „Allein durch Bewertungsveränderungen hat sich das Eigenkapital Ende Juli bereits um 60 Millionen Euro verbessert“, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. „Zum Jahresende erwarten wir eine bessere Eigenkapitalquote als im Vorjahr“.

Die arabische Fluglinie Etihad, die rund 30 Prozent an Air Berlin hält, stellte ihrem Partner per 30. Juni ein Darlehen von 162,9 Millionen Euro zur Verfügung, wie die Fluggesellschaft weiter mitteilte. Die Nettoverschuldung stieg auf 811,9 Millionen Euro. Details zu dem Etihad-Kredit wollte ein Air-Berlin-Sprecher am Mittwoch nicht nennen. Er verwies auf die Vorlage den vollständigen Zwischenberichts, den der Konzern am 15. August veröffentlichen will. Im Dezember hat Etihad den Deutschen ein Darlehen über 200 Millionen Euro eingeräumt. Davon hatte Air Berlin nach Angaben vom Mai im ersten Quartal knapp 90 Millionen in Anspruch genommen.

Auch an der Lufthansa geht der hohe Ölpreis nicht spurlos vorüber. Vorstandschef Christoph Franz will mit einem harten Sparkurs den operativen Gewinn bis 2015 um mindestens 1,5 Milliarden Euro anheben. In der Verwaltung sollen dazu 3500 Stellen wegfallen. Im zweiten Quartal blieb der Dax-Konzern auch dank erster Sparerfolge klar in der Gewinnzone.

Mit Material von Reuters und dpa