Isländische Vulkanasche und britischer Reisefrust haben Europas größtem Reiseveranstalter Tui Travel die Bilanz gründlich verhagelt.
London/Hannover. Die Reiseflaute in Großbritannien und Flugausfälle wegen der Vulkanasche über Island haben den Reiseveranstalter Tui Travel tiefer in die roten Zahlen getrieben.
Unterm Strich verlor die Tochter des deutschen Tui-Konzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende September) 104 Millionen britische Pfund (rund 123,5 Mio Euro) - nach einem Verlust von 67 Millionen Pfund im Vorjahr. Das teilte die Gesellschaft in London mit. Auch der Branchenzweite Thomas Cook hatte zuletzt rote Zahlen geschrieben.
Bei einem Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 13,5 Milliarden Pfund war das operative Geschäft bei Tui Travel allerdings profitabler. Bereinigt um Sondereffekte wie Flugausfälle nach dem Vulkanausbruch in Island im April verbesserte sich der operative Gewinn um 11 Prozent auf 447 Millionen Pfund. Allein die Belastungen nach dem Vulkanausbruch hatte Tui Travel mit 100 Millionen Euro beziffert. Millionen Gäste saßen wegen des Flugverbots an ihren Urlaubsorten fest oder mussten ihre Reise verschieben.
Grund der besseren operativen Ergebnisse seien auch Einsparungen durch die Fusion des Tui-Pauschalreisegeschäfts mit dem britischen Anbieter First Choice vor drei Jahren, teilte Tui Travel mit. Seit Juli habe zudem die bis dahin vor allem in Großbritannien schwache Reisenachfrage angezogen. Und auch die Wintersaison sei positiv gestartet, sagte Tui-Travel-Chef Peter Long. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung sei allerdings unsicher.
Belastet wurde die Bilanz zudem durch Buchungsfehler in Großbritannien, die Tui schon im September eingestanden hatte. Zusätzliche Abschreibungen von fast 90 Millionen Pfund waren die Folge. Auch die Vorjahresbilanzen mussten korrigiert werden. Bei Tui Travel nimmt Finanzchef Paul Bowtell seinen Hut, sein Nachfolger ist der bisherige Verkaufschef William Waggott.
Auch der Mutterkonzern Tui hatte unter anderem wegen der hohen Kosten durch die Aschewolke zuletzt rote Zahlen geschrieben . Die Verluste waren aber durch einen Rekordgewinn der Reederei Hapag Lloyd verringert worden, an der Tui noch 43 Prozent hält. Üblicherweise verdienen Reiseunternehmen aber in ihrem vierten Quartal mit den Ferienmonaten Juli und August am meisten. Tui legt am 14. Dezember den Geschäftsbericht vor.