Die Krankenkassen haben ausgerechnet, dass die Hausarztverträge die Versicherten 1,5 Milliarden kosten. Nun wird darüber gestritten.
In der Debatte um die Ärztevergütung haben Verbraucherschützer gefordert, die Hausarztverträge auf den Prüfstand zu stellen. „Der gesetzliche Zwang, dass Krankenkassen Hausarztverträge abschließen und darüber mit dem Hausärzteverband verhandeln müssen, muss aufgehoben werden“, erklärte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), in Berlin. Nach Berechnungen von Krankenkassen liegen die durch die Hausarztverträge entstandenen Zusatzkosten bei bis zu 1,5 Milliarden Euro.
„Wenn von Versicherten höhere Beiträge verlangt werden, muss sichergestellt sein, dass diese Mittel in die Verbesserung der Versorgung fließen“, betonte Billen. Derzeit gebe es allerdings keine Belege dafür, dass die Hausarztverträge dieses Ziel auch wirklich erfüllten.
In den von Krankenkassen und Ärzteverbänden abgeschlossenen Hausarztverträgen verpflichten sich die Mediziner, eine Lotsenfunktion für die Patienten auszuüben und ihnen wenn nötig Spezialisten zu empfehlen. Mediziner, die an dieser hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen, erhalten wesentlich mehr Honorar als Kollegen, die das nicht tun. Nach Angaben des Hausärzteverbandes gibt es derzeit bundesweit etwa 300 Verträge mit rund 20.000 teilnehmenden Ärzten.
Mit dieser Regelung sei der Hausärzteverband „faktisch zum Vertragsmonopolisten geworden“, kritisierte Billen. Mit echtem Wettbewerb um bessere Versorgung habe das nichts zu tun. „Solche einseitigen Monopole führen in der Regel zu höheren Kosten für die Verbraucher, aber nicht zu besseren Leistungen“, so Billen. Der Verbraucher-Verband äußerte Verständnis für die Krankenkassen, die sich bisher geweigert haben, entsprechende Verträge abzuschließen. Die Mehrzahl dieser Fälle wird in derzeit bundesweit rund 1600 Schiedsverfahren verhandelt.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will die Honorarzuwächse der Hausärzte im nächsten Jahr begrenzen. Er erhofft sich dadurch Einsparungen von rund 500 Millionen Euro. Bestehende Hausarztverträge sollen aber nicht angetastet werden. Der Hausärzteverband lehnt Röslers Pläne ab. Der Verband will sich am Mittwoch zu geplanten Protestaktionen äußern. Die Maßnahme ist eine von vielen, mit denen die schwarz-gelbe Koalition das Kassendefizit von voraussichtlich elf Milliarden Euro im kommenden Jahr ausgleichen will. Dazu gehört auch eine Anhebung der Kassenbeiträge.