Der Verfall des Euro beschäftigt fast jeden. Anleger machen sich auf die Suche nach alternativen Geldanlagen, auch in anderen Währungen. Wer selbst an die Zukunft einer bestimmten Währung glaubt, der kann bei vielen Banken auch ein Währungsanlagekonto eröffnen.

Talkshows, Politmagazine und ein Brennpunkt nach der Tagesschau: Der Angst vor einer „Weichwährung Euro“ entkam in dieser Woche kein TV-Zuschauer. Über alle Kanäle ist sie in den Köpfen der Menschen auf der Straße angekommen. 47 Prozent wünschen sich hierzulande nach einer aktuellen Allensbach-Umfrage die D-Mark zurück. Und der Goldpreis, Anlegerfluchtburg Nummer eins und Fieberkurve des Währungssystems, erklomm zuletzt nicht mehr nur in Euro, sondern auch in US-Dollar neue Allzeithochs.

Währenddessen fällt der Eurokurs weiter, wenn auch nicht mehr so schnell wie in der Vorwoche. Die Euphorie der Märkte vom Montag, nachdem das gigantische Rettungspaket von Euro-Zone und Internationalem Währungsfonds über 750 Milliarden Euro verkündet worden war, wich mit dem Blick aufs Kleingedruckte schnell wieder der Skepsis: Wie ernst muss die Lage sein, wenn die Europäische Zentralbank mit dem Ankauf maroder Staatsanleihen ehemals eiserne Prinzipien über Bord wirft und quasi ihre Unabhängigkeit herschenkt?

Die Unsicherheit zeigt: Die aktuelle Entwicklung am Devisenmarkt ist auch stark von der Psychologie getrieben. „Die Märkte haben sich auf den Euro eingeschossen“, sagt Matthias Grabbe, Devisenexperte bei der BHF-Bank. „Es gibt auch tatsächlich Anlass zum Misstrauen. Aber die Weltleitwährung US-Dollar und das britische Pfund etwa stehen auch kaum besser da.“

In der Tat: der Schuldenstand der USA beläuft sich auf knapp 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – Amerika steht damit stärker in der Kreide als die meisten Euro-Länder. Die Briten liegen für 2010 bei der Neuverschuldung mit zwölf Prozent vom BIP weltweit unter den Top-drei-Nationen. In dieser Wertung schneidet selbst Griechenland mit 9,3 Prozent besser ab.

Das hilft dem Euro im Moment noch wenig, er blieb unter Druck, fiel zeitweise unter die Marke von 1,26 Dollar. „Doch was wir im Moment beim Euro sehen, ist eine durch Spekulation maßgeblich forcierte Extremsituation“, warnt auch Folker Hellmeyer, Chefstratege der Bremer Landesbank, vor Panikmache und Euro-Bashing. „Alle Marktteilnehmer täten gut daran, Extrem- von Normalsituationen zu unterscheiden.“ Die Fortschreibung von Extremsituationen, die grundsätzlich kurzer Natur seien, führe regelmäßig zu Fehlprognosen.

Hellmeyer setzt darauf, dass an den Märkten schon bald wieder die fundamentalen Fakten in den Fokus rückten. „Mit Blick auf die Neuverschuldung im vergangenen Jahr war die Eurozone der Musterknabe, und sie hat das Defizitthema als einzige Region aggressiv aufgenommen und strebt nachhaltige Lösungen an“, sagt der Marktstratege. Auch habe die EZB mit ihrem Schritt, künftig auch Staatsanleihen aufzukaufen, im Währungswettkampf mit US-Dollar und Pfund lediglich Waffengleichheit hergestellt.

Jenseits der schwächelnden Währungen der großen Industrienationen aber haben die globalen Verschiebungen in der Wirtschaftsordnung längst andere Devisenstars hervorgebracht. Dazu zählen die Währungen aufstrebender Schwellenländer und die Devisen besonders rohstoffreicher Nationen. Volkswirtschaften wie etwa China weisen hohe wirtschaftliche Dynamik und beträchtliche Leistungsbilanzüberschüsse auf.

Schwellenländer weniger verschuldet

Zudem ist ihre Verschuldungssituation deutlich weniger dramatisch als in den durch die Bankenkrise geschwächten Industrienationen. So liegt die durchschnittliche Schuldenquote der Schwellenländer im Schnitt bei rund 40 Prozent. Die entwickelte Welt sitzt auf einem Schuldenberg von 106 Prozent. Die Währungen der Schwellenländer sollten davon profitieren können. „Die Aufwertung des chinesischen Yuan wird kommen“, ist etwa Andreas König, Fondsmanager bei Pioneer Investments, überzeugt.

Eine Aufwertungstendenz ist auch beim kanadischen und australischen Dollar sowie der norwegischen Krone zu beobachten. Die Währungen dieser Länder profitieren vom Rohstoffboom. So stieg die Krone zum Euro seit Anfang 2009 um etwa 20 Prozent, im Gleichschritt mit dem Ölpreis. Zinserhöhungen, wie sie Australien bereits vollzogen hat und in Kanada bevorstehen dürften, erhöhen die Attraktivität der Währungen zusätzlich.

Wer als Anleger eine gut begründete Meinung zum Devisenmarkt hat, dem stehen Instrumente zur Verfügung, von den erwarteten Bewegungen zu profitieren. Anleger, die bei einem solchen Investment gern auf die Meinung der Profis vertrauen, könnten mit einem Währungsfonds gut beraten sein. Dort versuchen Fondsmanager gezielt, Trends am Devisenmarkt über Währungstransaktionen in ein Plus für Anleger umzusetzen.

Börsengehandelten Währungen

Wer selbst an die Zukunft einer bestimmten Währung glaubt, der kann bei vielen Banken auch ein Währungsanlagekonto eröffnen. Bei der Sydbank etwa können Anleger Beträge ab 25.000 Euro in australischen Dollar anlegen, kassieren dafür 4,5 Prozent Zinsen und könnte – bei anhaltender Euro-Schwäche – zusätzlich Währungsgewinne erwirtschaften. Aber auch schlechter verzinste Angebote für die norwegische Krone oder den Schweizer Franken gibt es.

Recht neu im Angebot sind die börsengehandelten Währungen (Exchange traded currencies, ETC). Damit können Investoren auf die Entwicklung von Währungspaaren setzen, etwa einen weiteren Anstieg der norwegischen Krone gegen den Euro. Zehn solcher Devisenduelle lassen sich mit Produkten von ETF Securities für Privatanleger nachbilden.


Bei aller Produktvielfalt müssen sich Anleger aber der Eigenheiten im Devisenhandel bewusst sein. Die Sichtweisen am Markt können sich extrem schnell wandeln, zudem hängen Währungsentwicklungen von Zinsentscheidungen, staatlicher Geldpolitik und politischer Stabilität ab. „Das Geschäft mit Währungen ist noch viel spekulativer als das mit Aktien“, warnt Titus C. Schlösser von der Vermögensverwaltung Portfolio Concept.

Quelle: Welt Online