Mit ihrer Entscheidung über den Bau von Tankflugzeugen im Wert von 35 Milliarden Dollar zugunsten von Boeing haben sich die USA auf gefährliches Terrain begeben.
Nach einer ersten Ausschreibung hatte die US-Regierung noch dem Raum- und Luftfahrtkonzern EADS und dessen US-Partner Northrop Grumman den Zuschlag erteilt. Nach massiven Protesten in den USA wurden die Ausschreibungsbedingungen plötzlich verändert - und zwar so, dass sie exakt zum Gebot des heimischen US-Konkurrenten Boeing passten und die Airbus-Mutter chancenlos wurde.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass Staaten bei hochsensiblen Militäraufträgen lieber einheimische Auftragnehmer bedenken. Aber dann sollten sie von Anfang an mit offenen Karten spielen und nicht so tun, als würden sie sich bei Ausschreibungen an internationale Gepflogenheiten halten. Nicht nur EADS und Northop Grumman entstanden hohe Kosten durch das jahrelange Herumlavieren, sondern auch die USA selbst nehmen Schaden. Denn das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Amerika und Europa bekommt durch das nicht nachvollziehbare Vorgehen der Obama-Regierung weitere Schrammen.
Nationalismus gepaart mit Protektionismus, wie ihn jetzt die USA betreiben, sollte längst der Vergangenheit angehören. Auch die Drohung der EU mit neuen Sanktionen scheint ein Rückfall in alte Zeiten. In einer Welt, die sich den freien Handel auf die Fahnen geschrieben hat, sollten sich Produkte und Angebote durchsetzen dürfen, die wirklich die besten sind, und nicht jene, deren Hersteller die besten Beziehungen haben. Denn dies ist die Lehre aus der großen Weltwirtschaftskrise: Wer die Konjunktur aus der Talsohle manövrieren möchte, darf nicht neue Handelsschranken errichten, sondern muss sie abbauen.