Zu Recht stehen Finanzinvestoren in der Kritik, wenn sie aus der Krise keine Lehren gezogen haben. Für die Probleme in der Euro-Zone sind die Mitgliedsländer aber selbst verantwortlich: Sie haben lange Zeit über ihren Verhältnissen gelebt und müssen zu einer soliden Finanzpolitik zurückkehren.

Es ist eine verrückte Welt, könnte man meinen. Anderthalb Jahre, nachdem sie mit dem Geld der Steuerzahler nur mit Mühe gerettet wurden, wetteten Investmentbanken und Finanzinvestoren zunächst gegen Griechenland und den Euro. Nun spekulieren sie auf die Schwäche des Pfund. Schweinerei, sagt da nicht nur der Stammtisch. Auch in der Politik wird der Ruf nach drastischen Maßnahmen immer lauter.

Nicht nur, wenn man die Welt so stark vereinfacht betrachtet, ist der Ärger verständlich. Weltweit stehen die Steuerzahler mit Billionen für die riskanten Geschäfte der Banken in einer Vergangenheit ein, die keine drei Jahre zurückliegt. Das Geld fehlt: für Bildung, für Investitionen in die Infrastruktur oder eben auch für Steuersenkungen. Jeder hatte gehofft, dass die Finanzbranche aus dem Debakel gelernt hat. Weil das für einige leider nicht zutrifft, ist es richtig, dass die Regierung über gesetzliche Gegenmaßnahmen nachdenkt.

Eine Einschränkung von Leerverkäufen aber ist nur ein Teil der Antwort auf die Frage, was sich künftig ändern muss. Denn in ihrem Kern sind die Probleme der Euro-Zone nicht die Zocker der Londoner City und der Wall Street. Es sind die EU-Mitgliedsländer selbst, die wie Griechenland über ihre Verhältnisse gelebt haben. Mit ihrer Verschuldungspolitik haben sie den Angreifern jene Schwachstellen geboten, die diese nun nutzen. Dass die Politik Investmentbanken und Hedgefonds genauer auf die Finger schaut, ist sie den Steuerzahlern schuldig. Wichtiger aber für die Stabilität der Euro-Zone ist es, dass deren Mitglieder endlich eine solide Finanzpolitik betreiben.

Quelle: Welt Online