Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick soll auch bei seinem Abschied im Falle einer Insolvenz des Konzerns Millionen-Beträge erhalten.

Hamburg/Essen. Mit der anstehenden Insolvenzeröffnung für Arcandor wird voraussichtlich auch Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick seinen Hut nehmen. Der Vorstandsvorsitzende des krisengeschüttelten Handels- und Touristikkonzerns wehrt sich dem „Spiegel“ zufolge gegen Kritik an den hohen Bezügen, die er sich auch in der Insolvenz gesichert hat.

Eick könnte das Unternehmen bereits in der kommenden Woche verlassen, wenn voraussichtlich am Dienstag (1. September) die Insolvenzverfahren für die wichtigsten Arcandor- Gesellschaften eröffnet werden. Der ehemalige Telekom-Manager ist für diesen Fall gut abgesichert. Die Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim – Großaktionär von Arcandor – haben ihm für seinen insgesamt über fünf Jahre laufenden Vertrag die Summe von 10 bis 15 Millionen Euro garantiert. Scharfe Kritik an der Höhe der Abfindung kam von Betriebsräten von Arcandor und der Konzerntochter Quelle.

Die Garantie enthält laut „Spiegel“, dass Eick auch im Falle einer Insolvenz in den nächsten fünf Jahren jeweils drei Millionen Euro erhalten werde. Kritik an seiner Abfindung wies Eick zurück: „Das finde ich nicht gerecht“, sagte er dem Magazin zufolge. Die Summe zahle schließlich nicht Arcandor, sondern Großaktionär Sal. Oppenheim. Der „Bild am Sonntag" sagte Eick: „Ich komme aus einfachen Verhältnissen und weiß, dass 15 Millionen Euro sehr viel Geld ist – auch für mich.“ Der Ex-Telekom-Vorstand hatte Arcandor vor der Pleite nur ein halbes Jahr geleitet.

Er habe seine Bezüge „immer sehr transparent offengelegt und gesagt, dass ich lieber hart und mit Herzblut arbeiten und nicht vorzeitig aufhören möchte“, sagte der Manager. Eine Diskussion über die Abfindung „wird es geben, und ich kann und will sie auch nicht verhindern“. Er trage keine Verantwortung für die Insolvenz, erklärte Eick. „Das weise ich mit allem Respekt zurück. Ich war keine sechs Monate operativ tätig und in so einer kurzen Zeit kann man keinen Konzern in eine lebensbedrohliche Schieflage bringen. Viele der Ursachen liegen in der Vergangenheit."

Arcandor-Konzernbetriebsrat Hellmut Patzelt kritisierte die Millionenabfindung scharf. „Ich habe dafür kein Verständnis und kann den Frust vieler Angestellter darüber verstehen“, sagte Patzelt der „Bild am Sonntag“. „Die Kollegen haben harte finanzielle Einschnitte hinter und vielleicht noch vor sich. Wir befürchten im Kaufhausbereich Lohnkürzungen bis zu 12 Prozent, die tun jeder Verkäuferin weh.“ Kritik kam auch vom Betriebsrat der Arcandor-Tochter Quelle. „Für uns ist nur schwer verständlich, dass Herr Eick eine so hohe Summe bekommt. Schließlich ist er als Manager gescheitert“, sagte der Quelle-Betriebsratsvorsitzende Ernst Sindel. „Er wollte und sollte Karstadt/Quelle retten. Für das Scheitern sollte man grundsätzlich nicht belohnt werden.“

Eick sagte dem „Spiegel“, er glaube, dass die Arcandor-Tochter Karstadt trotz Insolvenz überleben werde. „Man kann Karstadt rentabel betreiben, davon bin ich zutiefst überzeugt.“ Dazu sei es nötig, sich von unrentablen Häusern zu trennen und weitere Potenziale für Einsparungen zu nutzen. Eine Fusion mit der Konkurrenz-Kette Kaufhof sei „nicht zwingend notwendig“. Der Versandhändler Primondo habe ebenfalls gute Chancen, nach der Insolvenz weiter zu bestehen.

Eick sagte, er bedaure, sein Versprechen, Arcandor als Ganzes zu erhalten, nicht eingelöst zu haben. Für die kommenden fünf Jahre hätten dem Unternehmen rund hundert Millionen Euro gefehlt. Die Großaktionäre Sal. Oppenheim und Familie Schickedanz seien weder willens noch in der Lage gewesen, die Summe beizusteuern. (HA/dpa/AFP)