Obwohl der Staat für Kurzarbeit tief in die Tasche greift, kommt sie den Unternehmen teuer zu stehen - bis zu sechs Milliarden Euro.

Berlin. Die Kurzarbeit von derzeit etwa 1,4 Millionen Arbeitnehmern kommt die Betriebe teuer zu stehen. Trotz der Übernahme eines Großteils der Kosten durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) wenden die betroffenen Betriebe für die Zwangspause ihrer Beschäftigten in diesem Jahr zwischen 4,2 und 6,2 Milliarden Euro auf, wie das BA-Forschungsinstitut IAB in Nürnberg schätzt. Die finanziellen Lasten der Kurzarbeit trügen also nicht nur die BA und die Kurzarbeiter. „Die Betriebe zahlen mit – und haben was davon“, erklärte das IAB am Montag. Die Kosten der Kurzarbeit seien der Preis, den die Betriebe für das Halten der eingearbeiteten Belegschaft zahlten.

Nach Berechnungen des IAB muss ein Betrieb zwischen 24 und 35 Prozent der Personalkosten für die ausgefallene Arbeitszeit selbst tragen, weil unter anderem Aufwendungen für bezahlte Wochenfeiertage und den Tarifurlaub durch Kurzarbeit nicht verringert werden. Im Extremfall könnten es sogar 48 Prozent sein, wenn die Betriebe das Kurzarbeitergeld aufstocken. Alternativ müssten die Unternehmen Mitarbeiter entlassen, in vielen Fällen Abfindungen zahlen und im nächsten Aufschwung neue Mitarbeiter suchen. Auch dadurch entstünden ihnen hohe Kosten.

Die BA übernimmt bei Kurzarbeit die Hälfte der Sozialbeiträge, ab dem siebten Monat oder bei Weiterbildung werden die Beiträge sogar voll erstattet. Zudem zahlt die BA das Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 Prozent (bei Beschäftigten mit Kindern 67 Prozent) des ausfallenden Nettolohns.

Mit Kurzarbeit können die Betriebe in Zeiten der Krise vorübergehende Produktionsausfälle ohne Entlassungen auffangen. Das IAB rechnet für das ganze Jahr 2009 mit durchschnittlich 1,1 Millionen Kurzarbeitern. Experten befürchten, dass im Herbst eine Entlassungswelle drohen könnte, wenn die Betriebe nicht durch eine bessere Auftragslage Licht am Ende des Tunnels sehen.

Voraussetzung für die Vermeidung des direkten Gangs aus der Kurzarbeit in die Arbeitslosigkeit ist nach Ansicht der Arbeitgeber die Sicherung der Liquidität der Unternehmen. Die Kurzarbeit habe „uns jetzt sehr geholfen“, sagte der Vizechef des BA-Verwaltungsrates, Peter Clever von der Bundesvereinigung der Arbeitgeber. Clever warnte im Deutschlandfunk, die Gefahr einer generellen Kreditklemme sei noch nicht gebannt. Kredite seien teurer geworden und schwieriger für die Unternehmen zu bekommen. Oberste Priorität müsse nun haben, dass den Unternehmen nicht die Liquidität ausgehe: „Dann können Unternehmen, die sich langfristig gute Aussichten auf den Weltmärkten mit ihrer vorhandenen Belegschaft versprechen, tatsächlich über Kurzarbeit komplett durch die Krise kommen.“