Es droht heftige Kritik: Weil der Aktienkurs der US-Investmentbank Goldman Sachs durch Staatshilfen gestützt wurde, konnten Manager einem Bericht zufolge ihre Anteile für Millionen abstoßen.

New York. Milliardenspritzen vom Staat einerseits, millionenschwere Aktienverkäufe von Top-Managern andererseits: Manager der US-Großbank Goldman Sachs haben einem Zeitungsbericht zufolge seit dem Zusammenbruch des Rivalen Lehman Brothers eigene Aktien im Wert von fast 700 Millionen Dollar abgestoßen.

Die Verkäufe seien überwiegend in dem Zeitraum getätigt worden, in dem das Institut mit zehn Milliarden Dollar an staatlichen Hilfsgeldern gestützt worden sei, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag. Demnach droht nun heftige Kritik von Regierung und Kongressabgeordneten. Eine Goldman-Sprecherin wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Zwischen September 2008 und April 2009 veräußerten die Goldman-Manager demnach Aktien im Wert von 691 Millionen Dollar und damit deutlich mehr als vor Jahresfrist: Zwischen September 2007 und April 2008 seien lediglich Anteilsscheine im Umfang von 438 Millionen Dollar verkauft worden, obwohl der Aktienkurs damals deutlich höher gewesen sei, berichtete die Zeitung. Besonders viele Aktien seien zwischen Dezember und Februar verkauft worden.

Staatshilfe stütze Aktienkurs

Goldman-Titel notierten in diesem Zeitraum nahe einem Rekordtief, nachdem die Bank im Schlussquartal erstmals seit ihrem Börsengang 1999 in die roten Zahlen gerutscht war. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hatte sich Goldman wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten von einer reinen Investmentbank in eine Geschäftsbank umwandeln müssen, um besseren Zugang zu staatlichen Hilfen zu erhalten. Die milliardenschwere Staatshilfe dürfte den Kurs der Aktie gestützt haben.

Goldman ist insgesamt deutlich besser durch die Finanzkrise gekommen als die meisten Konkurrenten. Im vergangenen Monat zahlte die Bank ebenso wie andere große Institute die staatlichen Hilfen an die Regierung zurück. Im abgelaufenen Quartal überrascht das Geldhaus mit einem überraschend hohen Milliardengewinn: Trotz Wirtschaftskrise verdiente Goldman Sachs im zweiten Quartal unterm Strich 2,7 Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro). Vor Ausschüttung der Vorzugsdividenden unter anderem für Staatshilfen waren es sogar 3,4 Milliarden Dollar, wie mitgeteilt wurde.

Höchster Gewinn seit 2007

Der Gewinn ist der höchste seit den Spitzenwerten der Bank im Rekordjahr 2007. Den Mitarbeitern winken nun wieder Milliardenboni. Beides heizte umgehend die Diskussion an, ob die Wall Street aus den Fehlern der vor rund zwei Jahren ausgebrochenen Finanzkrise gelernt hat. Kritiker warnen vor erneut überzogenem Gewinnstreben als einem der Gründe für Spekulationsblasen und so drohende Wirtschaftskrisen.

Goldman Sachs hatte sich in der Krise schon bisher weit besser als der große Rest der Branche geschlagen. Die Bank schrieb lediglich in einem Quartal rote Zahlen. Vor einem Jahr lag der Quartalsgewinn bei zwei Milliarden Dollar.

Auch für eine Reihe anderer US-Häuser werden in den nächsten Tagen wieder bessere Ergebnisse erwartet. Der Goldman-Erfolg gilt aber als unerreichbar. Die Bank sah den Zusammenbruch des US-Häusermarktes früher als andere kommen. Nun verdient sie vor allem dank eines starken Handelsgeschäfts besser als die noch unter ihren Altlasten leidenden Wettbewerber.