Nie zuvor hat es in Japan solche Zahlen gegeben: Das Bruttoinlandsprodukt sank im ersten Quartal um vier Prozent aufgrund der eingebrochenen Exporte. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung.
Tokio. Die japanische Wirtschaft ist wegen einbrechender Exporte zum Jahresauftakt im Rekordtempo geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Januar bis März um vier Prozent und damit so stark wie nie seit Beginn der Statistik vor rund 50 Jahren, wie am Mittwoch veröffentlichte Zahlen zeigen.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt verlor das vierte Quartal in Folge an Tempo, könnte Experten zufolge aber den Tiefpunkt hinter sich haben. „Damit dürfte das Schlimmste überstanden sein, denn das Exportgeschäft scheint sich zu stabilisieren“, sagte Wolfgang Leim von der Dresdner Bank.
Die Exportnation Japan leidet wie Deutschland stärker unter der weltweiten Rezession als andere Staaten. Die Ausfuhren schrumpften zum Vorquartal um 26 Prozent. Als Bremsklotz entwickelten sich auch die Investitionen, die im Rekordtempo von 10,4 Prozent einbrachen. Die Firmen hielten sich wegen Auftragsmangels und trüber Aussichten mit ihren Ausgaben zurück. Auch die Konsumenten zeigten sich wenig spendabel: Sie kürzten ihren Verbrauch um 1,1 Prozent und damit so stark wie seit 1997 nicht. Dora Borbely von der DekaBank führte dies auf „die schlechte Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung“ zurück.
Exporte sollen es richten
Für Lichtblicke könnte in den kommenden Monaten nach Einschätzung von Fachleuten der Außenhandel sorgen. Im März hatten die Exporte erstmals seit Mai 2008 zum Vormonat wieder leicht zugelegt. „Damit sollte sich die Wirtschaft allmählich wieder stabilisieren“, sagte Analyst Leim. Japans Notenbankchef Masaaki Shirakawa hingegen warnte vor zuviel Euphorie. Die weltweite Bodenbildung bei Export und Produktion hänge vor allem damit zusammen, dass die Unternehmen ihre Lager wieder aufbauten. Konsum und Investitionen dürften schwach bleiben, sagte Shirakawa im japanischen Oberhaus.
Für Impulse sorgte im ersten Quartal lediglich der Staatskonsum, was an den Konjunkturprogrammen der Regierung liegen dürfte. „Die staatliche Beatmungsmaschine der Konjunktur ist eingeschaltet und zeigt Wirkung“, sagte Borbely.
Japans Wirtschaft entwickelte sich im ersten Quartal ähnlich schwach wie die deutsche, die um 3,8 Prozent einbrach. In den USA hatte es hingegen nur ein Minus von rund 1,6 Prozent gegeben, die Wirtschaft der Euro-Zone schrumpfte um 2,5 Prozent. Aufs Jahr hochgerechnet bedeutet das Quartalsminus in Japan eine Schrumpfung um 15,2 Prozent.