Nach einer aktuellen Umfrage des Verbraucherministeriums bewerten 80 Prozent der deutschen Verbraucher die Dispozinsen als zu hoch.
Berlin. Bankkunden in Deutschland machen rege Gebrauch von Dispokrediten. Fast jeder vierte Verbraucher (24 Prozent) hat in diesem Jahr schon sein Girokonto überzogen. Das geht aus Umfrageergebnissen des Instituts Forsa für das Bundesverbraucherministerium hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Der Umfrage zufolge überziehen Westdeutsche (24 Prozent) häufiger als Ostdeutsche (21 Prozent) den Dispo - und Männer (26 Prozent) öfter als Frauen (21 Prozent).
80 Prozent der deutschen Verbraucher empfinden die Höhe der Dispozinsen insgesamt als unangemessen hoch, so die Umfrage. Nach den Statistiken der Deutschen Bundesbank belief sich die Gesamthöhe der gewährten Überziehungskredite - zusammen mit revolvierenden Krediten - im April 2012 auf über 41 Milliarden Euro, umgerechnet also rund 500 Euro pro Bundesbürger. Wegen des historisch niedrigen Leitzinses von unter einem Prozent können sich Banken derzeit zu äußerst günstigen Bedingungen Geld besorgen. Dennoch verlangen manche Banken von ihren Kunden hohe Dispozinsen beim Girokonto von bis zu 14,75 Prozent. Der Durchschnitt in Deutschland liegt derzeit bei etwa elf bis zwölf Prozent.
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Obwohl sich die Verbraucher ärgern, ist der Dispo für sie aber nicht der entscheidende Grund bei der Wahl der Bank. Nur 13 Prozent würden laut Forsa wegen deutlich günstigerer Dispozinsen ihre Bank wechseln. Für 85 Prozent wäre das kein ausreichender Grund.
Zugleich mangelt es an Wissen: Die Höhe ihres persönlichen Dispozinses kennen nur 43 Prozent der Verbraucher. Jeder Dritte (32 Prozent) fühlt sich in puncto Dispozinsen von seiner Bank nicht gut informiert. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) würde bessere Vergleichsmöglichkeiten über die Höhe der Dispozinsen begrüßen. (kam)