Die insolvente Schlecker-Tochter IhrPlatz steht wohl vor einer Teilrettung. Das Kartellamt prüft eine Übernahme von etwa 120 Filialen durch Rossmann.
Osnabrück/Burgwedel. Der Drogerieriese Rossmann will 120 Filialen der insolventen Schlecker-Tochter IhrPlatz übernehmen. Zumindest prüft das derzeit das Bundeskartellamt, wie aus einer Bekanntmachung hervorgeht. Ein Sprecher des Burgwedeler Unternehmens wollte dazu am Dienstag keine Stellungnahme abgeben. Auch IhrPlatz-Insolvenzverwalter Werner Schneider hielt sich zurück mit Angaben. „Der Insolvenzverwalter befindet sich, wie offen kommuniziert, mit mehreren Interessenten in Gesprächen“, sagte dazu ein Sprecher am Dienstag.
Noch ist über den Antrag beim Bundeskartellamt nicht entschieden. Bei einer Zustimmung würde die Hoffnung auf eine Gesamtlösung für die bundesweit 490 Filialen mit gut 4000 Mitarbeitern in weite Ferne rücken. Was bei einer Zustimmung des Kartellamts mit den Beschäftigten der mehr als 100 Märkte passiert, ist noch unklar. Die neue Entwicklung deutet auf Einzelverkäufe von IhrPlatz-Paketen hin. Rossmann-Konkurrent dm hatte ebenfalls Interesse an bis zu 80 Märkten der Schlecker-Tochter gezeigt und bereits neun Filialen gekauft.
An Spekulationen zu Namen möglicher Investoren wolle sich die Insolvenzverwaltung nicht beteiligen, sagte der Sprecher. Bei relevanten Veränderungen werde die Verwaltung transparent informieren, hieß es dort weiter.
Der geplante Kauf der Filialen durch Rossmann kommt überraschend. Das Unternehmen hatte noch Ende Juni signalisiert, dass das Kapitel Schlecker für Übernahmen geschlossen sei, weil es einen aussichtsreichen Interessenten für IhrPlatz gab. Die österreichische MTH Retail Group zählt zum Kreis der Interessenten. Laut früheren Angaben ist auch der Münchner Investor Dubag dabei.
Wegen der Schlecker-Pleite haben bislang bundesweit rund 25.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren. Hoffnung besteht nur noch für die IhrPlatz-Beschäftigten.
Im laufenden Schlecker-Insolvenzverfahren steht am kommenden Donnerstag ein gerichtlich festgelegter Termin in Ulm bevor. Dort werden die Forderungen der Gläubiger geprüft. Bei der nicht-öffentlichen Sitzung, zu der alle Schlecker-Gläubiger eingeladen sind, kann auch einen Beschluss über die Verwertung der Insolvenzmasse gefasst werden.