Berlin/Abu Dhabi. Die arabische Fluggesellschaft Etihad verspricht sich von ihrem künftigen Engagement bei Air Berlin einen kräftigen Schub für ihr Europa-Angebot. „Deutschland ist ein wichtiger Markt, und Air Berlin ist auch in Österreich, der Schweiz und Spanien gut vertreten“, sagte Etihad-Chef James Hogan am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. „Solch eine Präsenz könnten wir alleine nie so schnell erreichen.“ Auf schnelle Gewinne spekuliert Hogan bei der verlustreichen Air Berlin weniger: „Unsere Investition ist ein langfristiges Bekenntnis.“
Rund 200 Millionen Euro ist Air Berlin an der Börse wert. Seit Jahren schreibt die Gesellschaft Verluste, auch für 2011 gelten rote Zahlen als ausgemacht. Trotzdem zeigte sich Hogan sicher, dass Etihad vom Ausbau seiner Air-Berlin-Beteiligung langfristig profitiert. „Wir haben uns das Unternehmen genau angeschaut und die Bücher geprüft“, sagte der Manager. Jetzt müsse die Zusammenarbeit beginnen, die einzelnen Schritte würden in den kommenden Monaten ausgearbeitet.
Dabei geht es laut Hogan sowohl um die künftigen Flugpläne als auch um die Frage, wie die Unternehmen durch gemeinsame Flugzeugbestellungen ihre Kosten senken können. Air Berlin hat bereits im Sommer ein Sanierungsprogramm eingeleitet, das die jährlichen Kosten um 200 Millionen Euro senken soll. Weitere bis zu 40 Millionen Euro soll die Kooperation mit Etihad bringen.
Dass der internationale Luftfahrt-Verband IATA Europas Fluggesellschaften für das nächste Jahr insgesamt hohe Verluste voraussagt, macht die Sache nicht einfacher. „Es ist ein hartes Geschäft. Wir müssen die Effizienz erhöhen und unsere Netzwerke ausbauen“, sagte Hogan.
Etihad fliegt von seinem Drehkreuz in Abu Dhabi am Persischen Golf bislang zu Zielen in Europa, Nordamerika sowie nach Asien und Australien. In Deutschland steuern die Flieger aus der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate die Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf an. Durch die Flüge von Air Berlin bekommt die Gesellschaft alleine hierzulande Anschluss zu weiteren 20 Zielen von Hannover bis Stuttgart.
Eine Komplettübernahme von Air Berlin hat Hogan nach eigener Aussage nicht im Auge. „Es gibt aus heutiger Sicht keine solche Absicht“, stellte er klar. Allerdings schaue sich sein Unternehmen nach möglichen Gelegenheiten in aller Welt um. „Wenn eine Partnerschaft passt und unsere Umsätze und Effizienz steigert, warum sollen wir sie dann nicht umsetzen?“, sagte er. Zu Berichten, denen zufolge Etihad neben Air Berlin auch die irische Fluggesellschaft Aer Lingus im Visier haben soll, wollte sich Hogan allerdings nicht äußern. (dpa)