Aktienkurse schwanken wie nie angesichts Schuldenkrise und Banken-Unsicherheiten. Anleger können jedoch teils hohe Dividenden kassieren.
Frankfurt/Main. Für einige Aktionäre ist bereits vor Weihnachten Bescherung. Sie freuen sich schon jetzt darauf, dass die Dax-Unternehmen 2012 mehr Dividenden für das abgelaufende Geschäftsjahr ausschütten dürften als in diesem Jahr. Das Geschenk an die Anteilseigner hat aktuellen Prognosen zufolge einen Wert von etwa 26 Milliarden Euro und ist damit so teuer wie selten zuvor. Auch europaweit können die Anleger frohlocken: „Derzeit sind die Dividendenrenditen europäischer Aktien die höchsten der Welt“, sagte Andreas Zöllinger, Fondsmanager bei der Anlagegesellschaft Blackrock.
Die Kennziffer „Dividendenrendite“ gibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals an. Pro Aktie bedeutet dies: Die Höhe der Ausschüttung von zum Beispiel 2 Euro wird durch den Aktienkurs von beispielsweise 40 Euro geteilt, mutipliziert mit 100. Die Dividendenrendite beträgt dann 5 Prozent. Folglich fällt diese umso höher aus, je höher die Ausschüttung und je niedriger der Aktienkurs ist.
Die gegenwärtig niedrigen Kurse von an sich „gesunden„ Dividenden-Dickschiffe machen eine Anlage-Strategie, die auf Dividendenrendite setzt, interessant. „In Europa gibt es über 175 Unternehmen mit einem Börsenwert von über 1 Milliarde Euro, die eine Rendite von mehr als 4,5 Prozent liefern“, berichtete Zöllinger. Für Tagesgeld hingegen bekommen Anleger aktuell maximal 2,8 Prozent. Attraktive europäische Dividendenwerte finden Anleger Blackrock zufolge vor allem in der Telekombranche sowie bei einigen Gesundheits- und den Industrieunternehmen.
Dabei sind die Ausschüttungen aus Sicht von Investmentexperten mehr als nur ein kleiner Renditekick. Vielmehr machen Dividenden nach Aussagen der Fondsgesellschaft DWS im Schnitt rund ein Drittel der gesamten Wertentwicklung einer Aktienanlage aus. Ausgezahlt werden sie nach den Hauptversammlungen der Firmen, die zumeist Anfang kommenden Jahres abgehalten werden. Dividendenberechtigt sind dabei alle Anteilseigner, die am Tag der Aktionärsversammlung Titel des Unternehmens in ihrem Depot haben.
Zur Freude der Anleger achten die Aktiengesellschaften in der Regel peinlich genau darauf, Enttäuschungen in Form von Dividendenkürzungen oder gar einer Streichung der Ausschüttung zu vermeiden. Denn eine mindestens konstant gehaltene Dividende signalisiert, dass das Unternehmen gesund ist und über genug Bargeld verfügt.
Generell jedoch kann eine Gewinnbeteiligung nach Auffassung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz durchaus etwas schwanken, solange sie erfolgsorientiert ist. „Im Umkehrschluss dürfen Aktionäre in mageren und wachstumsarmen Jahren wie während der Krise eben nicht ganz leer ausgehen“, lautete das Fazit der Experten in ihrer aktuellen Dividendenstudie. Eine derart „atmende Dividende“ sei durchaus im Sinne der Aktionäre und als Zeichen unternehmerischer Weitsicht zu werten.
Weitsichtig können auch die Anleger agieren, wenn sie ihre Dividendenpakete nicht sofort auspacken, sondern für die Zeit nach dem Berufsleben horten. Die Idee: Möglichst konstante und ausreichend hohe Ausschüttungen mildern die Folgen einer drohenden Inflation ab. Diese Tatsache ist laut der Fondsgesellschaft Blackrock besonders wichtig in dem aktuellen Umfeld. In Europa und weltweit herrschen niedrige Zinsen und ein schwaches Wirtschaftswachstum vor.
Allerdings sollten Dividendenjäger auf der Hut sein: Bei einigen Unternehmen kann sich eine hohe Ausschüttung auch als faules Ei entpuppen. So besagt eine Theorie, dass Unternehmen mit hohen Dividendenausschüttungen Schwierigkeiten haben, rentable Investitionsmöglichkeiten zu finden. Dies kann laut Christopher Wolter, Analyst der Ratingagentur Feri, vereinzelt zutreffen, sei aber nicht generell der Fall. „Auch zeugt die Dividende allein nicht von der Gesundheit eines Unternehmens“, fuhr der Fachmann fort. „Wichtig sind auch Aspekte wie der Verschuldungsgrad einer Firma sowie Bilanzkennziffern wie Liquidität, Umsatz und Gewinn.“
Es gebe sogar eine Reihe von Unternehmen, für die Auszahlungen an die Aktionäre eher ungesund sind. So schütteten typische Wachstumsfirmen, wie sie etwa im TecDax zu finden sind, kaum oder gar keine Dividenden aus. Diese Unternehmen müssen ihre Erträge oft wieder in vollem Umfang in die Firma investieren, um ihren Expansionskurs zu finanzieren. (dpa/abendblatt.de)