Die Zahl der offiziell als arbeitslos gemeldeten Menschen nahm im November im Vergleich zum Vormonat um 24.000 auf 2,713 Millionen ab.
Nürnberg/Berlin. Dank ungewöhnlich milden Wetters und robuster Wirtschaft ist die Arbeitslosigkeit im November noch einmal deutlich gesunken. Die Zahl der offiziell als arbeitslos gemeldeten Menschen nahm im Vergleich zum Vormonat um 24.000 auf 2,713 Millionen ab, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Das ist der niedrigste November-Wert seit 1991.
Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Rückgang 214.000. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 6,4 Prozent. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärten, sie erwarteten eine weiter positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Unter Herausrechnung saisonaler Effekte ging die Arbeitslosigkeit im November ebenfalls erneut zurück, und zwar um 20.000.
„Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert auch im November von der guten wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist keine Eintrübung zu erkennen“, erklärte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt, der BA-Chef Frank-Jürgen Weise vertrat.
Beschäftigung wurde laut Alt in allen Bundesländern und in fast allen Branchen aufgebaut. Aus dem verarbeitenden Gewerbe, den Branchen Verkehr und Logistik sowie Handel, wirtschaftliche Dienstleistungen ohne Zeitarbeit und Bau meldeten sich in den vergangenen elf Monaten weniger Menschen arbeitslos.
Dagegen nahm die Zahl der Jobsuchenden im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Zeitarbeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Alt erklärte dies mit den Worten: „Immer mehr Menschen finden hier einen Arbeitsplatz, verlieren ihn aber auch wieder.“
Gesucht würden vor allem Fachkräfte im Metall- und Elektrobereich, aber auch Maschinenbauer, Logistikfachleute, Verkäufer und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen.
Nach BA-Hochrechnungen stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im September im Vergleich zum Vorjahr um 698.000 auf 28,97 Millionen. Dabei entstanden 369.000 neue Vollzeit- und 325.000 neue Teilzeitjobs. Alt sagte, dass fast die Hälfte der Menschen, die neu eingestellt werden, nur befristete Verträge bekämen. Diese Tendenz sei allerdings schon länger zu erkennen.
Alt, der im BA-Vorstand für die Grundsicherung, also Hartz IV, zuständig ist, hob hervor, dass auch die Gruppe dieser Leistungsbezieher von der noch guten Konjunktur profitiere. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Hartz-IV-Empfänger sei verglichen mit dem Vorjahr um 80.000 und verglichen mit dem Vormonat um 15.000 auf 1,94 Millionen gesunken. Der größte Teil davon habe eine Arbeit aufgenommen, einige seien aber auch durch Rente oder andere Gründe aus dem Leistungsbezug verschwunden.
Alt wies darauf hin, dass sich die „finanzpolitischen Turbulenzen“ noch nicht in die Realwirtschaft und die Beschäftigung durchgeschlagen hätten. „Und wir haben die Hoffnung, dass das auch noch eine Weile so bleibt“, betonte er. Sollte der Winter so mild und schneefrei bleiben wie bisher, dürfte die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr nicht mehr über drei Millionen steigen. Im Januar sei damit aber „mit einer hohen Wahrscheinlichkeit“ zu rechnen.
In Reaktion auf die Arbeitsmarktdaten sagte von der Leyen, es seien keine Anzeichen für einen Umschwung im Inland erkennbar. Die Auftragsbücher der Unternehmen seien voll, Produkte aus Deutschland seien trotz Euro-Krise und schlechter Konjunkturaussichten in aller Welt gefragt.
Rösler erklärte, die vorliegenden Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt deuteten nicht auf ein Ende des Beschäftigungsaufschwungs hin. Dies zeuge von einer breit angelegten und gefestigten Binnenkonjunktur, die auch auf einer wachsenden Nachfrage nach Konsumgütern gründe.
Dagegen warnte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hubertus Heil, vor einem „tief gespaltenen“ Arbeitsmarkt. Während Menschen einerseits dauerhaft in Langzeitarbeitslosigkeit abgehängt seien, suchten andererseits immer mehr Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Die SPD habe konkrete Vorschläge zur Sicherung des Fachkräftebedarfs vorgelegt. „Es ist Zeit, dass Frau von der Leyen nicht nur redet, sondern handelt“, betonte er.