Die Commerzbank plant einen Tausch von Hybridanleihen in Aktien. Auch soll am Freitag ein neuer Finanzvorstand bestimmt werden.
Frankfurt. Der Aufsichtsrat der Commerzbank soll Finanzkreisen zufolge am Freitag wichtige Weichen für die nächsten Monate stellen. Das Gremium werde sich auf einer außerordentlichen Sitzung mit den Maßnahmen befassen, mit denen Deutschlands zweitgrößte Bank die erhöhten Kapitalanforderungen der EU-Bankenaufsicht EBA erfüllen will, sagte ein mit der Tagesordnung Vertrauter am Sonntag. Nach einem Zeitungsbericht gehört dazu ein Tausch von Hybridanleihen in Aktien. Außerdem solle dann der neue Finanzvorstand bestimmt werden, der die Einschnitte umsetzen muss.
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Die 70 größten europäischen Banken müssen bis Juni 2012 eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen, um einer sich ausweitenden Euro-Schuldenkrise zu widerstehen. Der Commerzbank fehlen dazu nach Reuters-Informationen fünf Milliarden Euro. Vorstandschef Martin Blessing will dies durch den massiven Abbau von Bilanzrisiken erreichen, die mit Eigenkapital unterlegt werden müssen. Er hat sein berufliches Schicksal daran geknüpft, dass die Bank nicht noch einmal Staatshilfen in Anspruch nehmen muss.
Schon nach dem Bekanntwerden der vorläufigen EBA-Daten, die eine Kapitallücke von 2,9 Milliarden Euro ergaben, hatte der Bankvorstand beschlossen, das Neugeschäft des Immobilienfinanzierers Eurohypo vorübergehend einzustellen und Kredite in der gesamten Bank nur noch dann zu vergeben, wenn sie mit Deutschland oder Polen zu tun haben. Durch die Erhöhung des Kapitalbedarfs dürften weitergehende Maßnahmen erforderlich sein.
Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland„ (Montagausgabe) will die Bank dazu Hybridanleihen unter ihrem Nennwert zurückkaufen und deren Besitzer mit neuen Aktien auszahlen. Das solle eine Entlastung von 600 Millionen bis zu einer Milliarde Euro bringen. Die Papiere zählen nicht zum harten Kernkapital, das die EBA als Messlatte nimmt. Eine ähnliche Aktion hatte der Bank schon im Januar 300 Millionen Euro gebracht. Allerdings ist sie davon abhängig, dass die Inhaber der Hybridtitel zum Tausch bereit sind.
Der bisherige CFO Eric Strutz hat seinen Rückzug für Ende März angekündigt. Er will eine Auszeit nehmen. Laut einem Insider soll der neue Mann von außen kommen. Der Vertrag sei aber noch nicht unterschrieben. Dass die Commerzbank einen externen Nachfolger gefunden habe, hatten auch die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und das „Handelsblatt„ (Montagausgabe) berichtet. Zuletzt war mit einem neuen Finanzchef aus dem eigenen Haus gerechnet worden – auch weil die Commerzbank so lange nur Vorstandsgehälter von maximal 500.000 Euro zahlen darf, als sie Verluste schreibt. (Reuters)