Der einst größte unabhängige Energieanbieter ist pleite – falsche Strategie. 700.000 Gläubiger werden ihr Geld wohl abschreiben müssen.

Köln. Zur Gläubigerversammlung der insolventen Teldafax-Gruppe, die am Dienstag in Köln begonnen hat, sind bislang nur wenige, geschädigte Kunden gekommen. Rund 100 Gläubiger von rund 700.000 Kapitalgebern sind erschienen, um von Biner Bähr, dem Insolvenzverwalter pleitegegangenen Billigstromanbieters, genauere Angaben über die Pleite zu hören. Das angemietete Staatenhaus am Rheinpark bietet gut 10.000 Menschen Platz.

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Die Gläubiger wollen vom vorläufigen Insolvenzverwalter Biner Bähr wissen, wie genau der in die Zahlungsunfähigkeit schlitterte. Das Unternehmen war vor allem durch sein Vorkasse-Modell in Schwierigkeiten geraten. So wurden Strom und Gas über weite Strecken zu einem niedrigeren Preis an Endkunden verkauft als sie im Einkauf gekostet hatten.

Den Grund für die spektakuläre Pleite sieht Bähr in der Firmenstrategie. Der Strom-Discounter habe alles daran gesetzt, eine möglichst große Anzahl von Energiekunden zu gewinnen, um damit für potenzielle Investoren interessant zu werden. Um dies zu erreichen, habe das Unternehmen seinen Kunden Tarife angeboten, die vielfach deutlich unter den Einkaufspreisen lagen. Die damit verbundenen Verluste seien durch die Vorauszahlungen neuer Kunden finanziert worden. Das System sei kollabiert, als im Herbst 2010 durch Medienberichte die Probleme der Firma öffentlich bekannt geworden seien.

Nach Bährs bisherigen Ermittlungen war Teldafax bereits seit Mitte des Jahres 2009 insolvenzreif. Durch die fortlaufenden Vorauszahlungen von Kunden, Darlehen von Gesellschaftern und Zahlungsaufschübe sei es dem Unternehmen aber noch gelungen, seinen Geschäftsbetrieb zwei Jahre weiter zu führen.

Das Schneeballsystem von Teldafax

Dem insolventen Billigstromanbieter Teldafax wurde letztlich ein Schneeballsystem zum Verhängnis. Gelockt wurden die Kunden mit Preisen, die je nach Abnahmemenge jährlich um bis zu 300, 400 und mehr Euro niedriger waren als bei der Konkurrenz. Das Rad drehte sich immer schneller – und wurde zum Schneeballsystem. Das Modell funktionierte nur, indem immer neue Kunden gewonnen werden konnten. Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, um Marktanteile zu gewinnen. (dpa/dapd/abendblatt.de)