Der wirtschaftlich angeschlagene Stromanbieter TelDaFax meldet Insolvenz an. Auch 15000 Kunden in Hamburg sind betroffen.
Troisdorf. Deutschlands größter unabhängiger Energieanbieter TelDaFax hat beim Amtsgericht Bonn einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Gerichtssprecher am Dienstag mit. Das Unternehmen aus Troisdorfer steckte bereits seit Monaten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Amtsgericht Bonn berief am Dienstag den Rechtanwalt Biner Bähr zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die seit Monaten mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfende Firma. Das Unternehmen selbst lehnte zunächst jeden Kommentar zu den Vorgängen ab.
Nach Angaben des Landgerichts Bonn hatte TelDaFax selbst Insolvenzantrag gestellt – und zwar für die TelDaFax Holding AG, die TelDaFax Energy GmbH und die TelDaFax Services GmbH. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens waren in den vergangenen Monaten bereits unübersehbar gewesen. Immer wieder verweigerten Strom- und Gasnetzbetreiber dem Unternehmen wegen Zahlungsverzuges den Netzzugang. Dies sorgte auch für eine erhebliche Verunsicherung unter den Kunden. Denn sie liefen Gefahr, in diesem Falle in die teure Grundversorgung zurückzufallen.
Seit längerem steht TelDaFax allerdings in den Schlagzeilen. Obwohl der Finanzinvestor Prime Mark Financial Group mit Sitz in Zypern erst im März dieses Jahres als neuer Gesellschafter eingestiegen ist und das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgestattet hat, haben zahlreiche Netzbetreiber die Verträge mit dem Unternehmen zwischenzeitlich gekündigt, viele Kunden gingen TelDaFax dadurch verloren. Der als Sanierer hinzu gezogene Dr.-Ing. Hans-Gerd Höptner hat den Aufsichtsrat Ende Mai gebeten, ihn von seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender zu entbinden. Der Werbevertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen wurde vor wenigen Tagen vorzeitig aufgelöst.
Nach seiner Bestellung als vorläufiger Insolvenzverwalter wird Herr Dr. Bähr sich im Unternehmen sofort einen ersten Überblick verschaffen. „TelDaFax hat im Markt in den letzten Monaten viel Vertrauen verloren. Das macht Lösungen nicht einfacher“, so Bähr in einer ersten Stellungnahme. „Aber angesichts der von Kartell- und Regulierungsbehörden beklagten festgefügten Marktstrukturen und geringen Wechselquoten auf dem Energiemarkt wäre es bedauerlich, wenn ein aktiver und unabhängiger Wettbewerber wie TelDaFax aufgeben müßte.“
Dr. Biner Bähr verfügt über langjährige Erfahrung bei der Fortführung und Sanierung großer Unternehmen; u.a. hat er sich zuletzt lange für den Erhalt des Essener Kaufhauskonzerns Hertie und des Düsseldorfer Solarenergie-Unternehmens systaic AG eingesetzt.
In Hamburg hatte Teldafax 15000 Kunden. Die Insolvenz hat für diese Verbraucher keine unmittelbaren Auswirkungen, denn sie werden bereits seit dem 18. Mai von Vattenfall mit Strom versorgt. Der Energieversorger hatte wegen ausstehender Zahlungen den Nutzungsvertrag mit Teldafax gekündigt. Seit dem erhalten die betroffenen Hamburger die sogenannte Grundversorgung. "Aus diesem Tarif können sie mit einmonatiger Kündigungsfrist zu einem anderen Anbieter wechseln", sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg.
Nach seiner Einschätzung haben 90 Prozent der Kunden bei Teldafax Vorkasse für ihren Stromtarif geleistet. "Das Geld ist mit hoher Wahrscheinlichkeit jetzt verloren", sagt Hörmann
(abendblatt.de mit Materialie von dapd)