Das wichtige Geschäft wird für Blohm + Voss zur Hängepartie. Die Kiellegung der ersten von vier Fregatten fand nun in Hamburg statt.
Hamburg. Genau um 12.12 Uhr schwebte gestern ein Holzblock an einem Kranhaken ins Baudock 12 von Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss herab. Es war der Auftakt für die traditionelle Kiellegung für die erste von vier Fregatten für die Deutsche Marine, die dem Schiff Glück bringen soll. Auf das Pallholz nagelten Manager von Blohm + Voss, aber auch Friedrich Lürßen, der Chef der am Bau beteiligten Lürssen-Werft, und der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, eine silberne Zehn-Euro-Gedenkmünze zwischen zwei Kupferplatten fest. Nach der Ablieferung der Fregatte soll der Block, der zunächst unter den Kiel des Schiffes geschoben wird, dann einen Ehrenplatz auf der Schiffsbrücke erhalten.
Die Feier mit 1200 Gästen und Mitarbeitern der Werft nach dem Abschluss des Stahlbaus für die erste, 300 Tonnen schwere Schiffssektion kennzeichne einen weiteren "wichtigen Meilenstein" für das Projekt, sagte Blohm + Voss-Chef Herbert Aly. Die künftige "Baden-Württemberg", deren Bau im Mai begonnen wurde, soll im März 2016 an die Marine übergeben werden. Bis 2018 sollen alle vier Schiffe fertig sein. Insgesamt hat das Projekt ein Volumen von 2,9 Milliarden Euro.
"Wir schlagen ein neues Kapitel in der Marine auf", freute sich gestern Admiral Schimpf. Erstmals werden für die Schiffe zwei Besatzungen ausgebildet, die sich alle vier Monate ablösen sollen. Die Fregatten sollen für zwei Jahre im Einsatzgebiet bleiben, sodass lange An- und Abfahrtszeiten wegfallen. "Das bringt mehr Planbarkeit und mehr Freiräume für die Menschen an Bord", sagte Schimpf. Die Schiffe sind zudem "hervorragend dafür geeignet, um Piraten zu bekämpfen", wie Thomas Wardecki vom Verteidigungsministe-rium sagte. Das Bauprogramm, das Blohm + Voss eine Grundauslastung im Neubau für sieben Jahre sichert, ist von den Einsparungen bei der Bundeswehr nicht betroffen. "Auch wir sind sicher, dass der Schiffbau in Hamburg Zukunft hat", sagte Blohm + Voss-Chef Aly.
Dennoch bleibt die Zukunft der Werft offen. So verhandelt ThyssenKrupp weiter mit dem britischen Finanzinvestor Star Capital Partners über den Verkauf des Neubaugeschäfts, der Reparatur und des Maschinenbaus. Aufträge über Fregatten aus Nordafrika oder auch für eine Megayacht könnten eine Übernahme beschleunigen, obwohl die Briten den Yachtauftrag offensichtlich nicht mehr als Bedingung für den Kauf sehen. Allerdings scheinen sich die Abschlüsse zu verzögern. So hatte Hans-Christoph Atzpodien, der Chef der ThyssenKrupp-Schiffbauholding TKMS, noch Mitte September damit gerechnet, den Yachtauftrag in den nächsten Wochen unter Dach und Fach zu bringen. Gestern sagte er: "Wir rechnen in den kommenden Monaten mit Abschlüssen."
Ein Verkauf an die Bremer Lürssen-Werft kommt für ThyssenKrupp bisher nicht infrage. "Wir haben unser Angebot nicht zurückgezogen. Bei dem Thema herrscht aber Funkstille", sagte Werftchef Friedrich Lürßen. Für die Fregatten liefert Lürssen die Vorschiffe.
Als nächsten Großauftrag aus Deutschland kann Blohm + Voss auf einen deutlich größeren Typ hoffen. Dabei geht es um Schiffe, die Munition, Treibstoff und Proviant aber auch Truppen transportieren können und für die Aufnahme von Hubschraubern geeignet sind. "Die Marinen von Frankreich, den Niederlanden, Spanien oder Großbritannien setzen solche Schiffe schon ein", sagte Admiral Schimpf. Einen Auftrag werde es voraussichtlich aber erst "mittel- bis langfristig" geben. Immerhin: Auch dieses Projekt wurde bei den Planungen für die kleinere Bundeswehr nicht gestrichen.