HWWI-Studie sieht dennoch weiter gute Chancen für Privatkliniken in Hamburg
Hamburg. Der Krankenhausmarkt in Deutschland ist stark in Bewegung. Immer mehr öffentliche Kliniken werden von privaten Unternehmen übernommen, die Fusionen nehmen zu. Gleichzeitig wird die Zahl der Krankenhausbetten durch den steigenden Kostendruck bis zum Jahr 2020 um 3,8 Prozent zurückgehen. Statt jährlich rund 2,9 Milliarden Euro werde der Investitionsbedarf im Kliniksektor bis dahin auf 2,7 Milliarden Euro sinken. Dies ist das Ergebnis einer Studie zur Zukunft der Akutkliniken des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der HSH Nordbank.
Der rückläufige Bettenbedarf liegt vor allem in der schrumpfenden Bevölkerungszahl sowie in den Folgen der Medizintechnik begründet. Die Fortschritte in der Medizin führten einerseits dazu, dass mehr Krankheiten behandelt werden könnten, gleichzeitig verkürzten sie andererseits auch die Behandlungszeiten. Viele Erkrankungen würden schon heute ambulant statt stationär behandelt, sagte der HWWI-Gesundheitsexperte Henning Vöpel.
Dennoch sieht der Ökonom den Gesundheitsmarkt auf Expansionskurs. Bereits heute stelle er mit 278 Milliarden Euro einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Deutschland dar. "Das Wachstum im Gesundheitsmarkt wird künftig vor allem durch Private getragen", meint Vöpel. Auch die HSH Nordbank sieht in der Gesundheitswirtschaft "eine stabile Branche mit guten Zukunfts- und Wachstumschancen", sagte Markus Rosenbaum, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft der Landesbank. Für die HSH sei der Gesundheitssektor ein "Kerngeschäft", in dem die Bank mit einem Volumen von 1,6 Milliarden Euro engagiert sei.
In Hamburg sind nur noch zwei der 49 Krankenhäuser - das UKE und Bundeswehrkrankenhaus - in öffentlicher Hand. Die Asklepios-Kliniken, die den Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) 2004 übernommen hatten, besetzen heute im Bereich der Akutkliniken in Hamburg eine marktbeherrschende Stellung. "Hamburg biete für private Anbieter weiter gute Chancen", so Vöpel. Deutschlandweit werden nur 32 Prozent der Kliniken privat geführt.
Das HWWI geht davon aus, dass bundesweit zehn Prozent der Kliniken wegen sinkender Patientenzahlen das Aus drohe. Betroffen wären etwa 200 Häuser vor allem in strukturschwachen Regionen wie Ostdeutschland. Vöpel plädierte jedoch dafür, dass auch in solchen Gebieten einige Krankenhäuser weitergeführt werden müssten: "Für strukturschwache Regionen gibt es einen öffentlichen Versorgungsauftrag." Betriebswirtschaftlich lohne sich ein Krankenhaus in Städten erst mit mehr als 100 000 Einwohnern.