Deutschlands größter Energiekonzern E.ON bekundet Interesse an dem portugiesischen Versorger EDP. Liegt ein Angebot bereits vor?

Düsseldorf. Kommt es zu einer Übernahme? Deutschlands größter Energiekonzern E.ON bekundet erneut Interesse an dem portugiesischen Versorger EDP. In einem Interview mit der „Financial Times Deutschland“ schließt Vorstandschef Johannes Teyssen eine Übernahme nicht aus. „Zu EDP kann ich nichts sagen. Andere halten einen solchen Einstieg für plausibel. Dem will ich nicht widersprechen.“ Weiter sagte er, dass sich sein Konzern nicht zu Tode sparen will. Es ist nicht die erste Andeutung von Teyssen, der schon zuvor Portugal als einen "interessanten Markt" bezeichnet.

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Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass E.ON ein unverbindliches Angebot für rund 21 Prozent der EDP-Anteile vorgelegt hat. Börsenwert des Pakets: Knapp zwei Milliarden Euro. Der Vorstoß in Portugal ist in Kreisen der Arbeitnehmervertreter auf Skepsis gestoßen, da E.ON in der Vergangenheit Milliardensummen auf Zukäufe in Südeuropa abschreiben musste. „Es gibt erhebliche Bedenken“, sagte ein Arbeitnehmervertreter. Einige Analysten hatten zudem Zweifel angemeldet, ob eine Minderheitsbeteiligung sinnvoll sei, da E.ON womöglich kaum Einfluss auf das operative Geschäft von EDP hätte. „Unabhängig von den genannten Spekulationen muss es bei Beteiligungen nicht immer Mehrheiten geben“, sagte Teyssen. „Sie können auch dann sinnvoll sein, wenn die industrielle Logik dahinter stimmt und alle Seiten einen Mehrwert haben.“

Kritik an den Zukaufsplänen in Portugal war auch aufgekommen, weil der E.ON-Chef zeitgleich seine Pläne zum Abbau von bis zu 11.000 der weltweit 79.000 Stellen vorantreibt. Nach Angaben mehrerer mit der Situation vertrauter Personen will Teyssen unter anderem die schwächelnde Tochter Ruhrgas zerschlagen. Der Konzern prüft demnach einen Verkauf der Ferngasnetztochter Open Grid Europe, die Gashandelsgeschäfte an den Standorten Essen und Düsseldorf könnten zusammengeführt werden.

Zum Gasnetz gebe es noch keine Entscheidung, sagte Teyssen der „FTD“. Er verwies aber darauf, dass die EU-Kommission sich seit Jahren für eine Abgabe der Netze starkmacht und die Energieriesen unter Druck setzt. „Wenn ich das Management nicht mehr bestellen kann und über Investitionen nicht mehr entscheiden darf, wie viel Unternehmertum bleibt da noch?“ Kräftig ausbauen will E.ON nach dem Atomausstieg sein Geschäft mit Ökostrom. „2013 werden wir konzernweit zwei- bis dreimal so viel Geld in erneuerbare Energie stecken wie in konventionelle. Auch hierzulande.“ Zahlen nannte er nicht. Derzeit investiert E.ON jährlich mehr als eine Milliarde Euro in den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbarer Energie.