Die Ex-Chefinnen der Reederei Deilmann haben Insolvenz angemeldet und bangen um ihre Häuser in Deutschland und auf Mallorca.
Hamburg. Nur nicht aufgeben. Härte zeigen. Das war die Devise, die der Reeder Peter Deilmann seinen beiden Töchtern Hedda und Gisa schon in ihrer Kindheit mit auf den Weg gab. Aus diesem Grund ließ er die Zwillingsschwestern frühmorgens durch den mehr als 1,5 Kilometer breiten Dieksee bei Malente schwimmen und nahm sie mit auf lange Segeltörns. Sie jobbten in der Reederei des Vaters und arbeiteten als Kabinenstewardessen auf den familieneigenen Kreuzfahrtschiffen. Alles, um sich auf das harte Leben an der Spitze des Unternehmens vorzubereiten.
Gebracht hat es wenig. Acht Jahre nach dem Tod des Firmengründers liegt das Familienimperium der Deilmanns in Trümmern. Schon 2009 schlitterte die Flusskreuzfahrtsparte in die Pleite. Im vergangenen Jahr mussten Hedda und Gisa Deilmann dann die gesamte Reederei und die aus der ZDF-"Traumschiff"-Serie bekannte "Deutschland" an den Münchner Finanzinvestor Aurelius verkaufen.
Und nun sind auch noch gegen die 43 Jahre alten Ex-Chefinnen selbst Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit vor den Amtsgerichten Eutin und Lübeck eröffnet worden. "Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich insgesamt auf 17,3 Millionen Euro", sagt der Insolvenzverwalter im Fall Hedda Deilmann, Karsten Tötter, dem Abendblatt. Die Schwestern hätten unter anderem mit ihrem Privatvermögen für das Unternehmen gebürgt und sähen sich daher möglichen Ansprüchen von insgesamt 15 Gläubigern gegenüber. Zu ihnen zählt laut Tötter auch der Bremer Insolvenzverwalter der früheren Flusskreuzfahrtsparte.
Bangen müssen die einstigen "Traumschiff"-Schwestern nun um ihren gesamten Privatbesitz. "Dazu zählen auch etwaige Häuser in Deutschland und im europäischen Ausland", sagt Tötter. Geprüft werde unter anderem, ob eine Immobilie auf Mallorca zur Befriedigung der Gläubiger-Ansprüche herangezogen werden könne.
Der Insolvenzverwalter im Fall Gisa Deilmann, der Kieler Anwalt Reinhold Schmid-Sperber, wollte sich hingegen nicht zu Details der Forderungen äußern. Am 7. November und am 6. Januar sind Gläubigerversammlungen vor den Amtsgerichten Lübeck und Eutin angesetzt, die in nicht öffentlichen Sitzungen tagen werden.
Unklar ist, über wie viel Geld die Deilmann-Schwestern noch aus dem Verkauf der Kreuzfahrtreederei an Finanzinvestor Aurelius verfügen. Die Weltwirtschaftskrise und ausbleibende Buchungen betuchter Gäste aus Übersee hatten das Unternehmen 2009 aus dem Tritt gebracht. Im vergangenen Jahr brach dann auf der "Deutschland" auch noch ein Feuer im Maschinenraum aus. Die Reparaturkosten von zwei Millionen Euro zahlte zwar die Versicherung, doch ein Großteil der Sommersaison fiel ins Wasser. Aus diesen Gründen sahen sich Hedda und Gisa Deilmann zum Verkauf gezwungen.
Mittlerweile hält Aurelius 95 Prozent an der Reederei Peter Deilmann, fünf Prozent befinden sich noch in der Hand der Witwe des Firmengründers. Der Finanzinvestor bemühte sich gestern klarzustellen, dass die Reederei und die "Deutschland" nicht von dem Insolvenzverfahren gegen die ehemaligen Geschäftsführerinnen tangiert seien. "Gisa und Hedda Deilmann üben keinerlei Funktion mehr im Unternehmen aus", sagte eine Aurelius-Sprecherin dem Abendblatt. "Von persönlichen Angelegenheiten der beiden Töchter von Peter Deilmann ist die Reederei insofern nicht betroffen."
Die "Deutschland" steht derweil kurz vor der Fahrt über den Atlantik. Dort werde das "Traumschiff" den Winter mit "abwechslungsreichen Kreuzfahrten durch die Naturschönheiten Südamerikas" verbringen, heißt es bei Aurelius. Weit weg jedenfalls von den Sorgen in Norddeutschland.