Ermittler durchsuchten die Räume mehrerer Großbanken. Es wird ein Marktkartell vermutet. Auch Deutsche Bank in London untersucht.
Wegen des Verdachts auf Zinsmanipulationen hat die EU-Kommission einem Zeitungsbericht zufolge Dokumente zahlreicher großer Banken beschlagnahmt. Die genaue Anzahl der betroffenen Finanzinstitute sei noch unklar, berichtete das „Wall Street Journal“ am Mittwoch unter Berufung auf mit den Ermittlungen vertraute Personen. Die Banken seien am Dienstag durchsucht worden. Die EU-Ermittler gingen dem Verdacht nach, dass die Finanzhäuser möglicherweise versucht haben, den Euribor-Zinssatz zu ihren Gunsten zu manipulieren. Von der EU-Kommission war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Auch die Londoner Niederlassung der Deutschen Bank ist am Dienstag Finanzkreisen zufolge durchsucht worden. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte am Mittwoch, die Ermittler seien auch beim deutschen Branchenprimus gewesen. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern. Die Razzia der EU-Kommission betrifft zahlreiche auf dem Derivate-Markt tätige Unternehmen. Die Wettbewerbsbehörde vermutet nach eigenen Angaben ein Marktkartell. Namen der betroffenen Firmen oder Länder nannte die EU-Behörde nicht.
Der Euribor (European Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, den europäische Banken untereinander beim Handel von Einlagen mit einer festgelegten Laufzeit von einer Woche bis 12 Monate verlangen. Er ist einer der wichtigsten Referenzzinssätze. Die Euribor-Werte werden auch als Berechnungsgrundlage für andere Zinsprodukte wie etwa Swaps oder Futures genutzt. (rtr)