Deutschlands acht größte Stadtwerke planen eine Strom-Allianz. Angedacht sind bislang Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro.

Berlin/Brüssel. Es ist eine Kampfansage der besonderen Art: Deutschlands acht größte Stadtwerke stellen sich gegen die mächtigen Stromriesen RWE, Eon, Vattenfall und EnBW. Gemeinsam wollen sie unter dem Namen 8KU eine gemeinsame Strom-Allianz schließen. Sie kündigten bereits ein langfristiges Investitionspaket an: „Wir sind als 8KU in der Lage, in zehn Jahren zehn Milliarden Euro zu investieren und damit zehn Gigawatt Kraftwerksleistung zu bauen“, sagte der Koordinator Thomas Prauße heute gegenüber der „Financial Times Deutschland“. Der Gruppe gehören unter anderen die Versorger in Hannover, Frankfurt, Mannheim und Köln an.

Deutsche Stadtwerke haben bisher einen Anteil von 9,8 Prozent an der Stromerzeugung und eine Leistung von 15,2 Gigawatt installiert. Im Zuge der Energiewende soll bis 2020 der Erzeugungsanteil nach Angaben des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) verdoppelt werden. Experten halten es wegen der zunehmend dezentralen Energieerzeugung für möglich, dass der Anteil der Energieriesen Eon, RWE, Vattenfall auf EnBW von einst 85 Prozent langfristig auf bis zu 60 Prozent sinken könnte.

Den gewünschten Auftrieb bekommt die Initiative durch die Energiewende. Denn: Ein großer Teil des Investitionspakets soll in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen. Besonders die Windkraft steht im Fokus, betont Prauße. Allerdings wünscht sich die Initiative durchaus mehr Unterstützung von der Politik: "Die Projekte liegen in den Schubladen. Was uns fehlt, ist Planungssicherheit auch bei den Durchführungsbestimmungen." Inklusive der bisher fest geplanten Ausgaben der 8KU sollen in den nächsten Jahren 6,7 Milliarden Euro in neue Kraftwerke investiert werden. 4,5 Milliarden Euro werden laut VKU in schon laufende Bauvorhaben der Stadtwerke investiert, weitere Vorhaben in Höhe von 2,2 Milliarden Euro befinden sich im Genehmigungsverfahren. Bei den Neubauten der kommunalen Energieunternehmen wird mit einem Anteil von 53,6 Prozent der Fokus auf Ökoenergien gelegt, etwa Windparks. Zudem soll die Kraft-Wärme-Kopplung stark ausgebaut werden, der VKU fordert hier langfristig sichere Förderbedingungen.

Hintergrund: Bislang dominieren die großen Energiekonzerne den Erzeugungsmarkt allein. Deutschlands Kommunalversorger sind bei der Stromerzeugung also stark auf die Konzerne angewiesen. Dennoch: Beim Stromverkauf haben sie mit über 50 Prozent einen entscheidenden Marktanteil. Kommt jetzt also die Wende am Strommarkt? Fakt ist: Erstmals sagen die großen Kommunalversorger eine konkrete Investitionshöhe zu, die Planungen werden konkret. Die Summe würde reichen, um ein Zehntel der gesicherten Kraftwerksleistung Deutschlands zu ersetzen. Die Leistung entspricht etwa der von acht großen Kernkraftwerken.