Durch einen Anstieg der Energiepreise ist die Jahresinflation auf ein Dreijahreshoch geklettert. Der Höhepunkt ist laut Experten aber erreicht.

Hamburg. Ein kräftiger Anstieg bei den Sprit- und Heizölpreisen hat die Inflationsrate in Deutschland auf den höchsten Stand seit drei Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise zogen im September stärker an als von Volkswirten erwartet. Sie lagen um 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch nach vorläufigen Berechnungen in Wiesbaden mitteilte. Stärker hätten die Preise mit 2,9 Prozent zuletzt im September 2008 zugelegt. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen sind die Preise auf Monatssicht um 0,1 Prozent gestiegen.

Preistreiber Nummer eins war einmal mehr Energie. Sie verteuerte sich um 11,2 Prozent. Leichtes Heizöl kostete fast ein Viertel mehr, Benzin und Diesel 13,9 Prozent mehr. Deutlich teurer wurden auch Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme (+9,8 Prozent), Strom (+7,1 Prozent) und Gas (+5,4 Prozent). Für Nahrungsmittel mussten 2,5 Prozent mehr bezahlt werden, während sich Tabakwaren um 3,3 Prozent sowie Bekleidung und Schuhe um 3,1 Prozent verteuerten.

Im Vormonat hatte die Jahresrate noch bei 2,4 Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank sieht Preisstabilität bei einem Wert von knapp unter 2 Prozent. Dieser Zielwert wurde in Deutschland zuletzt im Dezember 2010 mit 1,7 Prozent unterboten. Die Statistiker führten den Preisanstieg im September überwiegend auf die Verteuerung von Mineralölprodukten zurück. Zudem wurden Bekleidung und Schuhe infolge des Wechsels auf die neue Herbst- und Winterkollektion teurer.

Für Energie mussten die Verbraucher auch deshalb tiefer in die Tasche greifen, weil etwa Rohöl in Dollar gehandelt wird und der Euro zuletzt zur US-Währung an Wert verlor, wie Unicredit-Volkswirt Alexander Koch betonte. Andererseits hätten mit dem Ende der Sommerferien etwa die Preise für Pauschalreisen zum Vormonat um 8,8 Prozent nachgegeben. Insgesamt dürfte der Preisdruck in den kommenden Monaten angesichts sinkender Ölpreise und schwächerer Konjunkturerwartungen aber nachlassen. Das könnte den Spielraum der Europäischen Zentralbank vergrößern, die Zinsen zu senken und die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln, sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank: „Da wesentliche Indikatoren auf eine leichte Rezession hindeuten und die Inflation bald sinken dürfte, wird eine Zinssenkung wahrscheinlich.“ Niedrigere Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft und die Kauflust der Verbraucher. (Reuters/dpa/abendblatt.de)