Die Aktionäre fordern den Verkauf oder die Fusion des Unternehmens. Derweil kämpft RIM weiter mit dem Ausfall eines Rechenknotens.

New York. Auch nach drei Tagen weltweiter Netzausfälle funktionieren BlackBerry-Telefone nicht wie vorgesehen. In Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Indien gibt es zwar deutliche Verbesserungen, es kommt allerdings nach wie vor zu Verzögerungen, teilte der kanadische Hersteller Research In Motion am Donnerstag auf seiner Internetseite mit. Die Funktionsfähigkeit der Smartphones könne sich von Kunde zu Kunde unterscheiden. Wann die Telefone weltweit wieder komplett funktionierten, lasse sich derzeit nicht abschätzen.

Die letzten Tage konnten Millionen Nutzer nicht im Internet surfen oder E-Mails abrufen. Nach RIM-Angaben funktionierte eine technische Umstellung nicht wie vorgesehen, so dass sich ein enormer Datenstau gebildet habe. Internet wurde quälend langsam und der Kurznachrichtendienst Blackberry Messenger war gestört. „Ich raste aus. Drei Tage lang sind die Dienste jetzt schon ausgefallen“, beschwerte sich ein niederländischer Nutzer am Mittwoch im Onlineforum „Crackberry“. Sein Blackberry Bold sei momentan nicht mehr wert als ein uraltes Nokia 3310 – mit anderen Worten: Viel mehr als telefonieren und SMS schreiben geht nicht.

Schienen die Probleme zuerst nur auf Europa, den Nahen Osten und Afrika begrenzt, gab der Research in Motion später auch Störungen in Indien und einigen südamerikanischen Ländern zu. Mittlerweile trudeln auf dem Portal „Crackberry“ auch Beschwerden von Nutzern aus Kanada, Mexiko, den USA und weiteren Ländern ein.

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RIM selbst erklärte am noch am Dienstagabend, dass sich durch den Ausfall eines Rechenknotens ein großer Daten-Rückstau gebildet habe. „Wir arbeiten unter Hochdruck daran, den Rückstau aufzulösen und den normalen Service so schnell wie möglich wieder herzustellen.“Bei den Blackberrys laufen die mobilen Internetdienste über firmeneigene Rechenzentren. Das System gilt als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von außen, weshalb es bei Firmenkunden und Behörden beliebt ist. Allerdings können technische Störungen auch Millionen von Kunden gleichzeitig von der Außenwelt abschneiden. RIM erklärte, dass das eigentlich für solche Fälle vorgesehene Notsystem versagt habe.

Für RIM kommen die Ausfälle zur Unzeit. Der kanadische Hersteller verliert immer weiter an Boden gegen Apples iPhone und die diversen Smartphones mit dem Android-Betriebssystem von Google. Zuletzt musste RIM in einem boomenden Markt sogar erstmals einen Verkaufsrückgang hinnehmen. Anteilseigner drängen nun auf eine Aufspaltung des Smartphone-Pioniers.

Die Aktionäre fordern nun den Verkauf oder die Fusion des Unternehmens. „Blackberry würde gut zu Microsoft oder Facebook passen“, sagte Vic Albioni, Chef des RIM-Aktionärs Jaguar Financial, dem „Handelsblatt“ (Donnerstag). „Aber auch Hewlett-Packard oder Oracle kämen in infrage“, sagte der Manager, der nach eigenen Angaben 13 Investoren mit gut acht Prozent der Stimmrechte vertritt. Nach Ansicht von Albioni wären strategische oder Finanzinvestoren bereit, einen kräftigen Aufschlag zum derzeitigen Aktienkurs von rund 25 Dollar zu zahlen. Als Option betrachtet er auch die Aufspaltung des Unternehmens in die drei Bereiche Netzwerk, Geräteentwicklung und Patente. Als ersten Schritt schlägt Albioni jedoch einen neuen, unabhängigen Aufsichtsrat vor, der auch mit IT-Experten besetzt werden sollte. Albioni warf dem Management vor, sich nicht auf das Kerngeschäft konzentriert zu haben. „Am Ende hat die Firma nur noch auf die Entwicklung reagiert.

(dpa/abendblatt.de)