Krankenkassen DAK und BKK Gesundheit fusionieren im Januar. Hauptsitz wird in Hamburg sein. Mitglieder werden automatisch übernommen.
Hamburg. Die Konzentration unter den gesetzlichen Krankenkassen schreitet voran. Aus dem Zusammenschluss von DAK und BKK Gesundheit entsteht zum 1. Januar 2012 die neue Kasse DAK-Gesundheit mit rund 6,8 Millionen Versicherten. "Für die Betroffenen ist das keine schlechte Nachricht, denn sie müssen nichts unternehmen", sagt Gesundheitsexperte Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Die Mitglieder werden automatisch in die neue, größere Kasse übernommen." Da auch die Leistungen weitgehend gesetzlich vorgeschrieben sind, wird es auch in diesem Bereich keine Einschnitte geben.
Auch nach der Fusion kann jeder noch seine aktuelle Krankenversicherungskarte verwenden. "Erst wenn diese Karte ausläuft, erhalten die Versicherten eine neue Karte der DAK-Gesundheit", sagt eine Sprecherin der BKK Gesundheit. Alle Behandlungen könnten ohne Einschränkungen fortgesetzt werden.
Die freiwilligen Leistungen beider Kassen müssen allerdings vereinheitlicht werden. "Das Niveau dieser Leistungen wird sich eher verbessern als verschlechtern", sagt Jörg Bodanowitz von der DAK dem Abendblatt. "Wir werden aus der Fusion gestärkt mit einem neuen Geschäftsmodell hervorgehen." Die DAK sieht ihre Stärke in der Präsenz in der Fläche und der Betreuung von chronisch Kranken. Die Betriebskrankenkasse (BKK) Gesundheit ist stark in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Beide Schwerpunkte sollen zusammengeführt werden.
Die neue Kasse mit ihrem Hauptsitz in Hamburg wird zusammen bundesweit 12 000 Vollzeitstellen haben. "Es wird keinen fusionsbedingten Stellenabbau geben", sagt Bodanowitz. "Niemand muss wegen der Fusion nach Hamburg ziehen", ergänzt Carolin Wollschläger von der BKK Gesundheit, die ihren Hauptsitz in Frankfurt hat. Die Kasse ist aus mehreren Fusionen hervorgegangen und wurde 2009 mit der Übernahme der Taunus BKK und der BKK Gesundheit zur größten Betriebskrankenkasse in Deutschland.
Allerdings hat die DAK seit Anfang 2010 bereits über Fluktuation Arbeitsplätze massiv gestrichen. 650 waren es allein im Jahr 2010. Im laufenden Jahr sollen noch 850 Stellen wegfallen. Wie viel davon schon erreicht sind, konnte Bodanowitz nicht sagen.
Die Einsparungen sollen vor allem im IT-Bereich erreicht werden, in dem beide Kassen über ein Tochterunternehmen schon zusammenarbeiten. Auch die integrierte Versorgung von Patienten, bei der Hausärzte, Fachärzte und Krankenhäuser zusammenarbeiten, soll ausgebaut und effizienter werden. Schon vom ersten Jahr des Zusammenschlusses an sollen Einsparungen erreicht werden. "Ab dem Jahr 2015 werden wir dann jährlich 50 Millionen Euro einsparen", sagt Bodanowitz. Die Größe und Nachfragemacht der neuen Kasse mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent soll sich auch bei den Verhandlungen mit Ärzten und Pharmafirmen auszahlen. Die DAK-Gesundheit als Ersatzkasse wird nach der Barmer und der Techniker Krankenkasse die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland sein.
Mit DAK und BKK Gesundheit schließen sich nicht gerade zwei gesunde Unternehmen zusammen. Da sie mit dem Geld aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen, müssen sie Zusatzbeiträge von monatlich acht Euro erheben. Das hat Tausende Mitglieder veranlasst, sich eine neue Kasse zu suchen. Es ist offen, ob die Fusion in diesem Punkt eine Erleichterung für die Mitglieder bringen wird. "Da wir erst einen gemeinsamen Haushalt aufstellen müssen und noch nicht wissen, welche Zahlungen aus dem Gesundheitsfonds im nächsten Jahr kommen, können wir dazu noch nichts sagen", so Bodanowitz.
Ein Sonderkündigungsrecht für die Mitglieder ergibt sich aus der Fusion nicht. "Aber nach 18 Monaten Mitgliedschaft kann sich jeder eine neue Kasse suchen", sagt Kranich. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Monate zum Monatsende. Wer jetzt kündigt, kann also zum 1. Januar bei einem neuen Anbieter aufgenommen werden.
Seit Jahren suchen die Krankenkassen ihr Heil in Fusionen. 1993 gab es noch knapp 1400 Krankenkassen. Aktuell sind es noch 150, und die Politik geht davon aus, dass auch 50 gesetzliche Kassen ausreichen würden. Wer keinen Partner findet, muss aufgeben wie die City BKK, die Anfang Mai ihre Schließung bekanntgab. 168 000 Versicherte mussten sich eine neue Kasse suchen. Vor allem ältere Kunden wurden von anderen Kassen vielfach abgewiesen. Dieses Schicksal droht jetzt auch den 123 000 Versicherten der BKK für Heilberufe. Ein potenzieller Fusionspartner ist nach Einblick in die Bücher gerade abgesprungen.