Das asiatische Kultgetränk Bubble Tea soll in der Hansestadt zum Verkaufsschlager werden. Mehrere neue Filialen sind in Planung.
Hamburg. Für Jennifer Chang war der erste Schluck gleich ein Stück Heimat. Ausgerechnet im kalten kanadischen Vancouver gab es ihn, den erfrischenden Perlentee, den die gebürtige Taiwanerin nur aus Asien kannte. Mit dem zweiten Schluck war dann ihre Entscheidung gefallen: Wenn es ein populäres asiatisches Getränk schaffen kann, in Amerika erfolgreich zu werden - dann muss das auch in Deutschland funktionieren. Sie eröffnete einen kleinen Laden an der Wandsbeker Marktstraße. Simpel betitelt: Just Tea. Weitere Filialen sollen folgen.
In Asien und Amerika ist Bubble Tea bereits ein äußerst populäres Erfrischungsgetränk. Ursprünglich handelt es sich dabei um einen gesüßten, mit Milch versetzten Schwarztee, dem Tapioka-Perlen beigefügt sind. Die gummiartigen und geschmacksneutralen Kügelchen werden aus der Maniok-Wurzel hergestellt und durch einen überdimensionalen Strohhalm eingesaugt. Das Getränk wird in der Regel mit Eis angeboten und könnte als kühle Erfrischung schnell auch in Europa zu einem Trendgetränk werden.
Allein in Berlin eröffneten in den vergangenen zwei Jahren mindestens 20 Bubble-Tea-Geschäfte. Die größte deutsche Bubble-Tea-Kette BoboQ ließ sich bereits in Großstädten wie Köln und Düsseldorf nieder. Jetzt nimmt sie auch Hamburg ins Visier. Nach Informationen des Abendblatts soll bereits in zwei Wochen in Harburg eine erste Filiale eröffnen. Sie bleibt nicht die einzige. In der Hamburger Meile gibt es bereits ein neues Bubble-Tea-Geschäft. Und auch Jennifer Chang plant, mehrere Läden zu eröffnen. Im Grindelviertel soll im Oktober die nächste Filiale folgen. Dann in der Innenstadt. Die Getränke sind auf den europäischen Geschmack abgestimmt. Außerhalb Asiens wird Bubble Tea meist in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen mit süßen Sirups und bunten Toppings angeboten.
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Jennifer Chang war die Erste, die den Perlentee nach Deutschland brachte. Lange bevor er Trend war. Ursprünglich ging es ihr nur darum, ein Stück Heimat zu importieren. Seit ihrer Kindheit lebt die 49-Jährige in Hamburg. Sie wusste: Unter Asiaten würde der Laden bald ein beliebter Treffpunkt werden. Doch die Herausforderung war es, das fremde Getränk auch einem deutschen Publikum bekannt zu machen: "Ich habe mit einem Jahr Verlust spekuliert", sagt Chang. Und tatsächlich: Zunächst lief es schleppend. 80 Prozent der Kunden im ersten Jahr waren Asiaten, erinnert sie sich. Um die Deutschen musste sie werben: "Damals haben wir uns mit einem Tablett auf die Straße gestellt - die Leute sollten probieren. Wir waren überzeugt von Bubble Tea." Heute bilden sich an manchen Tagen lange Schlangen vor dem Laden.
Etwa 20 Jugendliche stehen da, in ihrem kleinen, funktional eingerichteten Just Tea. Eine Orchidee und eine chinesische Wackelkatze setzen die wenigen farblichen Akzente. Unter einer großen, runden Lampe, die selbst ein wenig wie ein Bubble aussieht, nimmt Kellnerin Ling Zhang die Bestellungen entgegen. "Einen M8 mit B3" heißt es etwa. Übersetzt: einen Erdbeermilchtee mit Passionfruit Bobas. Neben den Tapioka-Perlen sind die Popping Bobas in Deutschland ein Verkaufsschlager. Kleine mit Saft gefüllte Kügelchen, die im Mund platzen. Jennifer Chang sagt, es geht ihr um "fun". Es soll Spaß machen. Den haben die größtenteils recht jungen Kunden, für die Just Tea schon eine nachmittägliche Anlaufstelle geworden ist. Auf dem Bordstein sitzen Zwölf- bis 16-Jährige, saugen die Perlen ein und beschallen sich mittels Handys mit Musik. "Ich albere gerne mit den Kindern herum. Das macht mich selbst zehn Jahre jünger", sagt Chang.
Angesichts der Zielgruppe ist der Verkauf von Bubble Tea ein vielversprechendes Geschäftsmodell. Es greift den Trend nach Kultgetränken auf und erschließt dabei eine kaufkräftige Klientel. Jugendliche, die noch etwas zu jung für szenige Kaffeespezialitäten sind, aber gerne ihr eigenes Trendgetränk hätten. Auf sie ist der zuckrig-süße Bubble Tea ausgerichtet. BoboQ hat das Prinzip perfektioniert. Die Läden sind quietschbunt, die Musik ist poppig und die Getränke sind noch ein wenig günstiger und süßer.
Auch Jennifer Chang ist umtriebig. Sie importiert große Mengen der beliebten Bubbles aus Taiwan und beliefert andere Geschäfte. Ein Franchiseunternehmen will sie dennoch nicht werden. Dafür hätte sie selbst zu genaue Vorstellungen. Von der Zubereitung, von der Qualität. "Ich setze auf Freundschaft statt auf Franchise", sagt sie. Und natürlich auf den "fun". Auch wenn der Konkurrenzkampf auf Hamburgs Straßen noch an Fahrt aufnehmen wird. Aber: "Qualität wird sich durchsetzen", sagt sie zuversichtlich. Und saugt noch eine kleine Tapioka-Perle durch den großen Strohhalm.