Der Konzern gerät wegen einer möglichen Änderung seines Vergütungssystems in die Kritik. Je höher die Benzinpreise desto höher die Provision.

Hamburg. Bei deutschen Autofahrern wird abkassiert. Was bisher nur ein diffuses Gefühl vieler Bürger war, entpuppt sich im Zuge der E10-Einführung jetzt als Gewissheit. So zieht die deutsche Mineralölindustrie bereits seit dem Frühjahr Autofahrern die sich weigern E10 zu tanken Millionenbeträge ab. Entsprechende Meldungen wurden jetzt bestätigt. „Durch jeden Liter herkömmlichen Superbenzins E5, der bei uns getankt wird, entsteht eine Fehlmenge, die es uns unmöglich macht, die geforderte Biokraftstoffquote zu erreichen“, sagte Karin Retzlaff, Sprecherin des Mineralölverbandes MWV, gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“. Deshalb schlagen Tankstellen „rund zwei bis drei Cent“ auf jeden verkauften Liter Superbenzin E5 auf. Hintergrund: Die Mineralölbranche ist gesetzlich verpflichtet, 2011 einen Anteil von 6,25 Prozent Biokraftstoffen an der verkauften Kraftstoffmenge anzuheben. Sollte das nicht gelingen, drohen Strafzahlungen. Wie hoch diese allerdings sein werden ist noch gar nicht bekannt. Aral-Chef Uwe Franke hatte eine Summe von 300 bis 400 Millionen Euro für die ganze Branche genannt. Zudem liegen bislang keinerlei Statistiken zu der tatsächlichen Annahme des Biosprits vor. Die Industrie befürchtet dennoch, dass sie ordentlich draufzahlen muss. Mit Super E10 würde man zwar biohaltiges Benzin anbieten, aber die Nachrage sei gefühlt gering. Obwohl E10 billiger als klassisches Super ist. Viele Autofahrer haben Angst, dass der Sprit Motorschäden verursachen könne, da es noch keine langfrsitigen Studien zu der Nutzung von E10 gibt.

Derweil stellt Deutschlands größter Benzinverkäufer Aral seine rund 2.500 Tankstellen auf ein neues Abrechnungsmodell um. Wie die „Welt“ berichtet, liegen ihr vertrauliche Unterlagen von Aral über ein neues Provisionsmodell für die Tankstellenpächter vor. Danach sollen die Tankstellenbetreiber eine höhere Provision bekommen, wenn sie Benzin und Diesel über eine möglichst lange Zeit teuer verkaufen. Bislang würden sie allein nach der Absatzmenge bezahlt. Nun aber könnten die Pächter bei bestimmten Preishöhen die doppelte Provisionszahlung bekommen. Aral bestätigte den Test eines neuen Provisionsmodells. „Der Tankstellenmarkt ist hart umkämpft und erfordert neue Verträge, um die Wettbewerbsfähigkeit der Aral-Tankstellen halten zu können“, erklärte das Unternehmen. Überhöhte Preise seien aber wegen des scharfen Wettbewerbs nicht möglich. Ein erster Versuch an 25 Stationen sei schon abgeschlossen. „Das Preisniveau hat sich dadurch nicht verändert“, sagte Heiko Wiegand, Leiter der Preiszentrale bei Aral, der Zeitung.