Seit knapp einem Jahr kommen Kunden des Immobilienfonds PMIA nicht an ihr Geld. Jetzt macht die Commerzbank ein Umtauschangebot.
Hamburg. Die Commerzbank wird allen 50000 Kunden ihres Immobiliendachfonds Premium Management Immobilien-Anlagen (PMIA) ein Umtauschangebot machen. Seit knapp einem Jahr kommen die Kunden nicht mehr an ihr Geld, weil der Fonds wegen Liquiditätsproblemen geschlossen ist. „Wir bieten den Kunden pro Anteilschein 43,38 Euro“, sagt Michael Mandel, Bereichsvorstand der Commerzbank für Privatkunden. Das seien 8,4 Prozent weniger als der letzte, offizielle Anteilspreis der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AIG).
„Unter Berücksichtigung bisheriger Ausschüttungen gehen wir davon aus, dass die Kunden ohne Verlust aus dieser Anlage kommen“, sagt Mandel. Das Umtauschangebot ist bis zum 15. September befristet. Die Kunden werden angeschrieben. Die Bank will den rund eine Milliarde Euro schweren Fonds anschließend abwickeln. Für die Kunden tritt die Commerzbank in Vorleistung und nimmt die Anteile in die eigenen Bücher.
„Wir geben zusätzlich einen Besserungsschein aus“, sagt Mandel. „Wenn die Auflösung mehr einbringt als bisher kalkuliert, erhalten die Kunden später noch eine Nachzahlung.“
Der Fonds PMIA, der seit 2008 in andere offene Immobilienfonds, sogenannte Zielfonds, investierte, hatte der Bank viele negative Schlagzeilen eingebracht. Ein halbes Jahr nach dem Start waren bereits die Hälfte der 14 Zielfonds geschlossen, und so 30 Prozent des Fondskapitals nicht mehr veräußerbar. Im Zuge der Finanzkrise mussten viele offenen Immobilienfonds schließen, weil es ihnen an Liquidität mangelte und sich Immobilien nicht so schnell verkaufen lassen. Im September 2010 wurde dann auch der PMIA geschlossen.
Allein bei der Verbraucherzentrale Hamburg hatten sich vorwiegend 300 ältere Kunden beschwert. „Fast allen wurde von der Bank geraten, ihren soliden Immobilienfonds Hausinvest zu verkaufen und in das neue Produkt einzusteigen“, sagt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg. Anwälte und Verbraucherschützer werfen der Bank systematische Falschberatung vor. Die Bank bestreitet das nachdrücklich. „Das Umtauschangebot zeigt, unter welchem Druck die Commerzbank gestanden hat“, sagt Schmitz.
Wie sich das Umtauschangebot für die Kunden rechnet, hängt vom Einstandspreis ab. Marion Drews aus Halstenbek bezahlte im Sommer 2008 52,51 Euro pro Anteil. Trotz eines Verlustes von 17 Prozent werde sie wahrscheinlich das Angebot annehmen. „Ich bin froh, dass sich die Bank durch den öffentlichen Druck bewegt hat“, sagte die 70-Jährige Rentnerin, die das Geld für die Reparatur ihres Daches benötigt.
„Die Verluste durch das Umtauschangebot werden durch die die wenigen Ausschüttungen des Fonds nicht ausgeglichen“, sagt der Kieler Anwalt Helge Petersen, der mehr als 350 Mandanten gegen die Commerzbank vertritt. „Außerdem muss man berücksichtigen, dass die Kunden mit einer vernünftigen Geldanlage in den drei Jahren einen Wertzuwachs erzielt hätten“, sagt Schmitz. So erreichte der Hausinvest in den vergangenen drei Jahren eine Wertentwicklung von 11,4 Prozent. Die Verbraucherschützerin sieht durchaus Chancen, „vor Gericht eine höhere Abfindung zu erzielen“. Die Chancen dafür seien nicht schlecht. Das bestätigt auch Petersen. „Das Angebot der Commerzbank ist nicht akzeptabel“, sagt er. Vor Gericht habe er bisher Vergleiche mit 50 Euro pro Anteil geschlossen. 50 Euro war der Erstausgabepreis des Fonds ohne den Ausgabeaufschlag von fünf Prozent. Außerdem trage die Commerzbank fast alle Kosten des Rechtsstreits, sagt Petersen. „Die Richter haben sich bisher klar auf Seiten der Kunden gestellt“, sagt der Anwalt. Mandel spricht dagegen von Einzelfällen.
Allerdings dürften viele Kunden auf das Angebot der Commerzbank angewiesen sein, da sie bisher keine rechtlichen, verjährungshemmenden Schritte gegen das Institut eingeleitet haben. In der Regel sind mögliche Schadenersatzansprüche gegen die Bank drei Jahre nach dem Erwerb verjährt.
Auch der Hamburger Anwalt Peter Hahn hält das Angebot für „wirtschaftlich vertretbar, wenn auch bei Vergleichen bisher noch bessere Ergebnisse für die Kunden erreicht wurden“. Wer sein Geld benötigte, konnte die Anteile bisher nur an der Börse verkaufen. Dort lag der Anteilspreis bei knapp 33 Euro. Dort erworbene Anteile wird die Commerzbank nicht in das Umtauschangebot mit einbeziehen. „Voraussetzung ist, dass die Kunden die Anteile bis zum 27. September 2010 erworben haben“, sagt Mandel. Außerdem dürfen sie dann nicht weiter gegen die Bank klagen. Wie viele Klagen anhängig sind, wollte Mandel nicht sagen.