Die Aktienkurse reagieren auf die Schuldenkrisen in Europa und den USA. Was sollten Anleger nun tun? Experten im Gespräch.

Frankfurt/London/Bangkok. Positive Daten vom US-Arbeitsmarkt haben die rasante Talfahrt des deutschen Aktienmarkts am Freitag etwas gebremst. Der Dax schaffte es kurzzeitig sogar ins Plus, notierte zuletzt aber wieder um 0,43 Prozent tiefer bei 6387 Punkten. Vor den US-Daten war er sogar bis auf 6152 Punkte abgesackt, das war der tiefste Stand seit Oktober vergangenen Jahres. Damit litt er weiter unter den Ängsten vor einer Rezession in den USA und der Schuldenkrise in Europa. Der MDax stieg indes um 1,75 Prozent auf 9387 Punkte. Für den TecDax ging es um 1,18 Prozent auf 733 Punkte abwärts.

In den USA hatte die Beschäftigung im Juli stärker als erwartet zugelegt. Die Arbeitslosenquote ging überraschend zurück, und für die durchschnittlichen Stundenlöhne ging es ein wenig stärker nach oben als prognostiziert. Nach den eher negativen Erwartungen sorge dies nun für etwas Erleichterung, hieß es aus dem Markt. Ein Händler hob indes hervor, dass die Daten nichts an den Problemen der Eurozone änderten. Kurzfristig seien sie aber etwas „Balsam auf die geschundenen Anlegerseelen“.

Die Anteilsscheine der Allianz verloren nach schwächer als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen 1,74 Prozent auf 81,39 Euro. Die griechische Schuldenkrise hatte bei Europas größtem Versicherer im zweiten Quartal überraschend stark auf den Gewinn gedrückt. Zu den Werten, die den Weg ins Plus schafften, zählten die Aktien des Dax-Spitzenreiters Commerzbank mit einem Aufschlag von 5,07 Prozent auf 2,280 Euro.

Die überraschend vorgelegten Halbjahreszahlen des Mobilfunkanbieters Drillisch wurden von den Anlegern mit Enttäuschung aufgenommen. Der Umsatz war stärker als befürchtet zurückgegangen, die Aktien büßten im TecDax 3,41 Prozent auf 7,540 Euro ein.

US-Börse schwankend

Trotz der positiven Daten vom heimischen Arbeitsmarkt sind die US-Börsen am Freitag wechselhaft in den Handel gestartet. Die Daten sorgten zwar für etwas Erleichterung, konnten dem Markt jedoch nicht klar wieder auf die Beine verhelfen, nachdem der Dow Jones die Talfahrt der letzten Tage am Donnerstag mit einem Verlust von mehr als 500 Punkten beschleunigt hatte. Gewinne und Verluste wechselten sich munter ab.

Wie geht es weiter? Was sollten Anleger tun?

An den Aktienmärkten haben die Krisenpropheten nun das Ruder übernommen. Sie werden wohl auch in der neuen Woche für unruhiges Fahrwasser sorgen, nachdem schon in der vergangenen Woche der Dax rund elf Prozent abgerutscht war. NordLB-Experte Tobias Basse spricht von „exzessivem Konjunkturpessimismus“ und „panikhafter Stimmung“. Dabei sieht er nach dieser US-Bilanzsaison Grund zur Hoffnung. Auch für Hans-Jörg Naumer, Kapitalmarktanalyst von Allianz Global Investors, ist die Zeit reif für eine Erholung. Ihn erinnern die jüngsten Kurseinbrüche stark an „ein typisches Herdenverhalten“, das Signal einer Übertreibung. „Es scheint eine Art Sommergewitter zu sein und wir können immer noch auf stabileres Börsenwetter im Spätsommer hoffen“.

Die Experten der Landesbank Berlin (LBB) raten dagegen zu „Vorsicht und Zurückhaltung“. „Ein Ende der volatilen Börsenphase, in der die Konjunkturdaten und die Schuldenkrise weiter den Takt vorgeben sollten, ist nicht in Sicht.“

Mit Blick auf die anstehenden Konjunkturdaten warten Börsianer vor allem gespannt auf die Veröffentlichung der US-Einzelhandelsumsätze am Freitag. Von ihnen erhoffen sie sich Hinweise darauf, ob der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze die US-Konsumenten lähmt. NordLB-Analyst Basse erwartet eine positive Entwicklung. „Der US-Einzelhandel könnte zum strahlenden Leuchtturm werden“. Von Reuters befragte Analysten sagen im Schnitt ein Plus von 0,5 Prozent voraus.

Spannend wird es auch schon am Dienstag: Dann berät der Offenmarktausschuss der US-Notenbank über die Geldpolitik. Eine Straffung gilt als so gut wie ausgeschlossen. Im Gegenteil: Einige Börsianer halten es durchaus für möglich, dass die Fed noch eine dritte Runde Stützungsmaßnahmen (QE3) einläuten muss, um die weltgrößte Volkswirtschaft anzuschieben. Dabei hat die Notenbank erst Ende Juni ein 600 Milliarden Dollar schweres Anleihe-Ankaufprogramm beendet. „Für eine dritte Auflage der Käufe ist es noch zu früh“, betont Analyst John Richards, Stratege bei der RBS America. Allerdings dürften die Notenbanker einiges tun, um den Markt davon zu überzeugen, dass die Zinsen in den USA noch eine ganze Weile lang auf dem Rekordtief verweilen werden, erklärte Richards.