Trotz Einigung im US-Schuldenstreit reagieren die Finanzmärkte besorgt. Die Anleger flüchten sich in vermeintlich sichere Anlagen.
Frankfurt am Main. Nach dem Kompromiss im US-Schuldenstreit flüchten Anleger aus Aktien und in vermeintlich sichere Häfen: Gold, Schweizer Franken und deutsche Staatsanleihen. Der Goldpreis stieg am Dienstag auf ein weiteres Rekordhoch. Eine Feinunze kostete am Nachmittag in der Spitze 1635,90 Dollar. Im Laufe des Tages schnellte der Goldpreis damit um mehr als 20 Dollar in die Höhe. Als Hauptgrund gelten die unerwartet schlechten US-Konjunkturdaten. Zuvor war bereits der Kurs des Schweizer Franken auf ein Rekordhoch zum Euro geschnellt: Am Vormittag kostete ein Franken rund 90 Cent, ein Euro war zeitweise nur noch 1,0989 Franken wert. Die Wirtschaft in der Schweiz leidet bereits seit Monaten unter dem Höhenflug des Franken. Zum Dollar fiel der Euro-Kurs auf 1,4170 (Montag: 1,4415 Dollar).
Die Talfahrt des Dax setzte sich den fünften Handelstag in Folge fort: Bis gegen 15.30 Uhr büßte der Leitindex weitere 1,3 Prozent ein - schon ist die am Montag nach unten durchbrochene 7000er-Marke vorerst außer Reichweite. Besonders heftig traf es nach schwachen Quartalszahlen das Papiere von Metro (fast sieben Prozent im Minus). Die Probleme bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn hatten beim Handelskonzern im zweiten Quartal den Gewinn gedrückt. Auch die ThyssenKrupp-Aktie (minus fünf Prozent) stürzte ab. Noch stärker als der Leitindex mussten MDax und TecDax Federn lassen (minus 3,9 beziehungsweise minus 2,9 Prozent). Die Papiere von Fresenius und der Post hielten sich dank guter Zahlen im Plus.
„Wir sehen zurzeit eine Verkettung vieler Dinge“, sagte Marktanalyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter N.M.F. AG. Er verwies auf die Schuldenkrisen in den USA und Europa, auf die konjunkturellen Sorgen sowie darauf, dass am Montag wichtige charttechnische Marken durchbrochen worden seien. Wenn dies geschieht, verstärken für diesen Fall vorgesehene Verkaufe den Abwärtstrend.
Große Unsicherheit gibt es auch an den Anleihemärkten: In den Fällen von Spanien und Italien spitzte sich die Lage am Dienstag dramatisch zu. So kletterte die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen um 0,17 Prozentpunkte auf 6,159 Prozent. In Spanien stieg die Rendite um 0,14 Prozent auf 6,304 Prozent. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi will sich am Mittwoch im Parlament zur wirtschaftlichen Lage in Italien äußern. Ob er neue Reformen ankündigen will, ist noch offen.
Dagegen stiegen die Kurse deutscher Staatsanleihen deutlich: Der für den Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future kletterte um 0,40 Prozent auf 131,69 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 2,415 Prozent. Experten erklärten, nach den zuletzt enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten habe sich die Flucht in die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen wieder verstärkt – Anleger wollten jetzt in „sichere Häfen“. (dpa)