Seitdem die Menschen wieder mehr fliegen und die Fluggesellschaften neue Maschinen bestellen, geht es auch bei Boeing aufwärts.
Chicago. Die neue Lust am Fliegen beschert dem US-Flugzeugbauer Boeing vollere Auftragsbücher. Immer mehr Bestellungen der Fluggesellschaften trudeln ein, seitdem diese wieder gutes Geld verdienen. Zudem scheint Boeing die technischen Probleme mit den zwei neuen Modellen 787 „Dreamliner“ sowie dem Jumbo 747-8 nun endgültig im Griff zu haben; die ersten Maschinen stehen in ein paar Wochen zur Auslieferung an.
Im zweiten Quartal erhöhte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 16,5 Milliarden Dollar (11,4 Mrd Euro). Der Gewinn stieg um 20 Prozent auf unterm Strich 941 Millionen Dollar, wie Boeing am Mittwoch am Konzernsitz in Chicago mitteilte. Auch das besser laufende Rüstungsgeschäft trug seinen Teil dazu bei; Boeing stellt unter anderem Kampfjets und unbemannte Drohnen her. Dagegen schrumpfte die Raumfahrtsparte weiter. Boeing hatte Stellen abbauen müssen, weil die USA das Space Shuttle eingemottet haben.
Das mit Abstand wichtigste Standbein für den Konzern sind aber die Verkehrsflugzeuge. Sie stehen für mehr als die Hälfte des Gesamtgeschäfts – in der Wirtschaftskrise wurde das zum Problem. Die Airlines hatten sich mit Käufen zurückgehalten, heute schlagen sie umso stärker zu. Die Zahl der ausgelieferten Maschinen stieg im Berichtszeitraum von 114 auf 118. Verkaufsschlager ist und bleibt die 737-Baureihe. Die Kurz- und Mittelstreckenflieger sind relativ günstig und gelten als technisch ausgereift. Gegenstück bei Airbus ist die A320-Familie.
„Unser Ausblick aufs Jahr fällt zuversichtlicher aus“, sagte Konzernchef Jim McNerney. Für das Gesamtjahr stellte er nun einen etwas höheren Gewinn in Aussicht. Allerdings geht Boeing nicht mehr davon aus, bis zu 500 Flugzeuge auszuliefern – jetzt werden maximal 495 erwartet. Damit dürfte der Titel des weltgrößten Flugzeugbauers ein weiteres Mal an Airbus gehen. Aus den Werkshallen der Europäer sollen im gleichen Zeitraum bis zu 530 Maschinen rollen.
Zuletzt war Boeing gegenüber Airbus ins Hintertreffen geraten. Die Europäer hatten auf der wichtigen Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris mehrere milliardenschwere Bestellungen eingesammelt und hatten auch beim größten Auftrag der Luftfahrtgeschichte von American Airlines abgesahnt. Vor allem der modernisierte Airbus A320neo kommt bei den Fluggesellschaften gut an. Boeing sieht sich angesichts dessen sogar gezwungen, seine eigene 737 zu modernisieren; sie soll spritsparendere Triebwerke erhalten.
Boeing hatte die Entscheidung über die Zukunft der 737 monatelang vor sich hergeschoben. Denn der Hersteller war mit anderen Baustellen beschäftigt: Mehrfach mussten die Amerikaner wegen technischer Probleme die Auslieferung der mittelgroßen Langstreckenmaschine 787 „Dreamliner“ und des modernisierten Jumbo-Jets 747-8 verschieben. Die Flugzeuge, die gerade ihre letzten Tests absolvieren, sollen bis spätestens September an die ersten Kunden gehen – teils mehr als drei Jahre hinter Plan.
Boeing hat den „Dreamliner“ 827 Mal verkauft, unter anderem an Air Berlin und Tui Travel. Insgesamt stehen mehr als 3300 Flugzeuge im Wert von 262 Milliarden Dollar in den Auftragsbüchern. Der gesamte Auftragsbestand von Boeing – inklusive Rüstungs-, Raumfahrt- und Servicegeschäft – liegt bei 323 Milliarden Dollar.
An der Börse kamen die Boeing-Zahlen gut an. Der Konzern übertraf die Erwartungen und die Aktie stieg vorbörslich um 3 Prozent. (dpa)