American Airlines vergibt den größten Auftrag der Luftfahrtgeschichte. Bei Airbus profitiert besonders der Standort Hamburg von dem Auftrag.
Fort Worth. Airbus triumphiert über Boeing: Der europäische Flugzeugbauer hat sich den Löwenanteil am größten Auftrag der Luftfahrtgeschichte gesichert und damit seinen US-Erzrivalen auf die Plätze verwiesen. Die Megabestellung kommt ausgerechnet von American Airlines – bislang ein treuer Boeing-Kunde. American Airlines ordert 460 Kurz- und Mittelstreckenjets und sichert sich Optionen auf 465 weitere Maschinen, wie die Gesellschaft am Mittwoch mitteilte. Einen Auftragswert nannte die Linie nicht, überschlägig kommt alleine die Festbestellung nach Listenpreisen auf 40 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro). Bei derart großen Aufträgen sind aber satte Rabatte üblich.
Der Auftrag ist auch ein großer Erfolg für den Standort Hamburg, der das Kompetenzzentrum für die A320-Familie ist“, sagte Airbus-Sprecher Tore Prang dem Abendblatt. Die Endmontage der Bestseller läuft überwiegend im Werk auf Finkenwerder, unter anderem werden hier die hinteren Rumpfsektionen gefertigt. Auch die Kabinen werden in der Hansestadt ausgestattet.
Bislang bestellen die meisten US-Gesellschaften immer noch bei ihrem Haus- und Hoflieferanten Boeing. Nun aber entfallen auf Airbus alleine 260 der Festbestellungen und sogar 365 der möglichen weiteren Maschinen. „Wir sind sehr stolz und hoch erfreut, dass wir American Airlines erneut zu unseren globalen Kunden zählen können“, sagte Airbus-Chef Tom Enders. Die Europäer haben American Airlines mit ihren neuen, spritsparenden A320neo-Modellen gewonnen, die bereits auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget abgeräumt hatten. Die Flugzeuge sind eine Weiterentwicklung der weit verbreiteten A320-Modellfamilie und sollen dank neugestalteter Tragflächen und neuer Triebwerke 15 Prozent weniger Sprit verbrauchen.
Die Flotte von American Airlines umfasst mehr als 900 Maschinen, von denen viele aber schon in die Jahre gekommen sind. So fliegt die Gesellschaft noch die längst nicht mehr hergestellten Boeing MD-80, die im Schnitt 20 Jahre auf dem Buckel haben. American Airlines hat bereits mit der Modernisierung begonnen und setzte dabei bis zuletzt auf Boeing. Doch Airbus hat mit seiner A320neo das Ruder herumreißen können. Auf der Messe in Le Bourget heimste der Hersteller mehr als 600 Bestellungen für den neuen Typ ein, davon alleine 200 von der malaysischen Fluggesellschaft AirAsia – der bisher größte Auftrag der Luftfahrt-Geschichte. Boeing kam mit seinem in die Jahre gekommenen Konkurrenzmodell 737 auf 77 Bestellungen.
Boeing musste American Airlines nun versprechen, auch die 737 über die Zeit mit neuen Triebwerken auszurüsten. Die Wurzeln der Maschine reichen bis in die 1960er Jahre zurück; zuletzt ist die 737 Mitte der 1990er Jahre grundlegend modernisiert worden. Die ersten Flugzeuge sollen 2013 an American Airlines ausgeliefert werden – dann allerdings noch die bisherigen Airbus- und Boeing-Modelle. Die sparsameren Nachfolger werden gerade erst entwickelt. Die letzten der festen Bestellungen sollen 2022 an den Start gehen.
Um die Riesenbestellung stemmen zu können, mussten die Hersteller American Airlines mit einer Finanzierung von 13 Milliarden Dollar unter die Arme greifen – damit seien die ersten 230 Maschinen komplett abgedeckt, schrieb die Airline. Die drittgrößte US-Fluglinie schreibt immer wieder hohe Verluste - zuerst belastete die Wirtschaftskrise das Unternehmen, jetzt sind es die hohen Spritpreise. Alleine im zweiten Quartal verlor American Airlines 286 Millionen Dollar. Um sich Luft zu verschaffen, soll die Regionaltochter American Eagle abgespalten werden.. (dpa/dapd)