Forderungen an das hoch verschuldete Land. Gesetzeslage spricht dagegen. Mexiko kauft Barren

Lissabon/Berlin. In Deutschland werden Forderungen an Portugal laut, wegen der Schuldenkrise die eigenen Goldreserven anzuzapfen. "Bevor das Geld anderer gefährdet wird, muss Portugal das eigene Tafelsilber verkaufen, unter anderem die Goldreserven", sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete und -Finanzexperte Frank Schäffler der "Bild"-Zeitung. "Alles andere wäre unsolidarisch."

In das gleiche Horn bläst der Bund der Steuerzahler. "Portugal muss sich zunächst selbst helfen, bevor der deutsche Steuerzahler in Haftung genommen wird. Zum Beispiel kann das Land auch sein Gold verkaufen", sagte Vizepräsident Reiner Holznagel dem Blatt.

Portugal besitzt 382 Tonnen Gold im Wert von mehr als zehn Milliarden Euro. Selbst wenn sich die Zentralbank entschließen sollte, einen Teil zu verkaufen, würde das Finanzministerium davon wohl zunächst nichts sehen. Nach den Vorschriften des portugiesischen Notenbankgesetzes müssten die Erlöse aus solchen Verkäufen auf ein Reservekonto eingezahlt werden und könnten nicht in den Haushalt oder den Schuldendienst fließen. Auf eine weitere Hürde verweist die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": Die Notenbanken haben sich vor einigen Jahren darauf verständigt, nur eine begrenzte Menge ihres Goldes zu verkaufen. Die Portugiesen hätten ihr Kontingent weitgehend ausgeschöpft, hieß es.

Portugal besitzt derzeit rund 385 Tonnen Gold. Pro Kopf der Bevölkerung gerechnet hält die portugiesische Notenbank fast genauso viel Gold wie die Bundesbank, die mit 3400 Tonnen weltweit den zweitgrößten Goldschatz hütet. Portugal nimmt in der Rangliste Platz 14 in der Welt ein.

Käufer würden sich allerdings finden. So verliert Mexiko sein Vertrauen in den schwächelnden Dollar und setzt verstärkt auf Gold als Reservewährung. Der südliche Nachbar der USA stockte im ersten Quartal seine Goldbestände um mehr als vier Milliarden Dollar auf, wie die Zentralbank des Landes gestern mitteilte. Mit dem drittgrößten Goldkauf der vergangenen zehn Jahre kommt Mexiko nun auf einen Goldbestand von über 100 Tonnen. Ende Januar waren es nur 6,8 Tonnen.

Im großen Stil haben sich in den vergangenen Jahren auch andere Schwellenländer wie Russland, China und Indien mit dem Edelmetall eingedeckt. Der Goldpreis hat seit Anfang des Jahres 2011 um elf Prozent zugelegt und liegt derzeit bei 1500 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Unterdessen wird die Kritik an den harten Auflagen der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die in Not geratenen Euro-Mitgliedstaaten immer lauter. "Indem sich ein Land kaputtspart, ist niemandem geholfen", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower. Die aktuellen Forderungen aus Griechenland, seine Schulden zu restrukturieren, seien ein Alarmsignal: "Griechenland wird von den harten Sparauflagen erdrückt und kaputtgemacht. Und ein kaputtes Land ist nicht in der Lage, seine Schulden zurückzuzahlen und wieder auf eigenen Beinen zu stehen." Irland und Portugal hätten ähnliche Schwierigkeiten.