Demokraten und Republikaner streiten weiter über die notwendige Anhebung der Schuldengrenze. Die Krise belastet die Wall Street.

New York. Der Streit über die Anhebung der Schuldengrenze in den USA wird in der kommenden Woche wohl immer stärker in den Fokus der Investoren an der Wall Street rücken. Zwar geht die Zeit der Quartalsberichte von Firmen wie Goldman Sachs oder Apple in die heiße Phase. Aber die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA könnte alles überschatten. Investoren würden langsam nervös, sagt etwa Paul Mendelsohn von Windham Financial Services. Bislang gingen die Anleger an den Aktien- und Anleihemärkten nicht von einem Scheitern der Gespräche zwischen Republikanern und Demokraten aus.

Das Repräsentantenhaus wird wahrscheinlich den ersten Teil der Woche damit verbringen, über einen Gesetzesentwurf zur geforderten Anhebung der Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar zu verhandeln und ihn auch zu billigen. Die Republikaner haben im Unterhaus anders als im Senat eine Mehrheit. Der Entwurf sieht aber nicht nur die Anhebung der Schuldengrenze vor, sondern auch Vorschriften für einen ausgeglichenen Haushalt, was Präsident Barack Obama ablehnt. Obwohl der Senat das Vorhaben voraussichtlich nicht billigen wird, könnten die Konservativen damit beruhigt werden. Der republikanische Verhandlungsführer John Boehner hätte dann mehr Zeit, einen Kompromiss mit der Regierung zu finden.

Allerdings wird die Zeit knapp. Bis zum 2. August muss die Schuldengrenze angehoben werden, um einen Zahlungsausfall der USA und eine Finanzkrise zu verhindern. Ist ein Kompromiss gefunden, stehen auch noch Abstimmungen darüber an. Und Präsident Obama gibt sich unnachgiebig. Zwar könne man die Haushaltslücke nicht ohne Ausgabenkürzungen schließen, sagte er am Samstag in seiner wöchentlichen Ansprache, die im Hörfunk und im Internet veröffentlicht wurde. Aber auch die reichsten Amerikaner müssten ihren Beitrag leisten. Zudem müssten Schlupflöcher im Steuerrecht geschlossen werden, von denen nur kleine Gruppen oder Konzerne profitierten. Obama wollte am Samstag entscheiden, ob die Verhandlungen mit den Republikanern weitergehen.

Auch die Schuldenkrise in Europa dürfte die Wall Street umtreiben. Am Donnerstag kommen Vertreter der Eurozone zusammen, um über weitere Hilfen für Griechenland und die Stabilität des Währungsraumes insgesamt zu sprechen. Nach wie vor ist unklar, wie erreicht werden kann, dass auch private Gläubiger zahlen müssen, ohne dass Ratingagenturen griechische Staatsanleihen mit der gefürchteten Note „teilweiser Zahlungsausfall“ versehen.

Bei den Quartalsberichten der großen Finanzinstitute macht Goldman am Dienstag den Anfang. Experten gehen erneut von einem Rückgang der Handelserlöse aus. Das Investmentbanking soll dies zumindest teilweise ausgleichen. Investoren werden besonders darauf achten, wie sich Goldman auf neue Finanzmarktregeln in den USA einstellen will. Auch Morgan Stanley wird am Donnerstag wahrscheinlich von einem schwachen Handel berichten. Die Bank of America könnte nach Analysteneinschätzung einen Verlust von mehr als neun Milliarden Dollar schreiben. Grund ist ein Vergleich mit Investoren, die von der Bank verlangten, toxische Immobilienkredite zurückzunehmen.

Nicht nur Finanzunternehmen stellen ihre Zahlen vor. Auch wichtige Technikunternehmen wie Apple, Microsoft, Intel informieren ihre Investoren über das abgelaufene Quartal. Bei Industriekonzernen wie General Electric oder Caterpillar und Nahrungsmittelunternehmen wie Coca-Cola oder McDonald’s wird der Markt darauf achten, wie sich die Wirtschaft insgesamt entwickelt. Ein Thema dürften die gestiegenen Rohstoffkosten sein.

Joe Saluzzi von Themis Trading sagte, man müsse abwarten, ob die Unternehmen ihre Gewinne mit Hilfe von Sparmaßnahmen erzielt oder ein Umsatzwachstum erreicht hätten. „Das ist für mich viel aufschlussreicher als die Frage nach einem Schulden-Deal“, betont er.

Auf gute Nachrichten von der US-Konjunktur können Investoren wohl nicht bauen. Der Immobilienmarkt ist noch immer in der Krise: Weil es viele Häuser auf dem Markt gibt und die Preise vergleichsweise niedrig sind, gibt es wenig Anreize, Bauprojekte anzustoßen. Experten gehen zudem davon aus, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht verbessert hat. Schon die Zahlen für den Juni hatten Investoren schockiert.