Die Bonität der Regierung in Athen wird nach einem Minus von drei Stufen nur noch mit CCC bewertet. Andere Agenturen lagen vorher schon auf diesem Niveau.

Athen. Eine der drei großen Ratingagenturen, die Agentur Fitch, hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Mittwoch erneut heruntergestuft. Die Bonität der Regierung in Athen wird nach einem Minus von drei Stufen nur noch mit CCC bewertet, das bedeutet kurz vor Zahlungsausfall. Im Juni hatten die Ratingagenturen Moody's und Standard & Poor's ähnlich entschieden.

Das griechische Finanzministerium reagierte am Mittwoch überrascht und nannte die Herabstufung verwirrend angesichts «der Tatsache, dass der Zeitplan für die Maßnahmen der Eurozone und des IWF bekannt ist und daran festgehalten wird». Athen führt nach der Unterstützung durch ein milliardenschweres Rettungspaket inzwischen Gespräche über weitere Finanzhilfen. Fitch hatte sich vor seiner Bewertung am Mittwoch zu Italien geäußert und eine stabile Prognose abgegeben.

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In der Diskussion über die Macht der Rating-Agenturen verlangt EU-Justizkommissarin Viviane Reding die Zerschlagung der drei US-Riesen Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch. "Europa darf sich nicht von drei US-Privatunternehmen kaputtmachen lassen", sagte Reding der Tageszeitung "Die Welt". Es gebe dazu mehrere Alternativen: "Entweder beschließen die G20-Staaten gemeinsam, das Kartell der drei US-Rating-Agenturen zu zerschlagen. Die USA könnten beispielsweise aufgefordert werden, aus drei Rating-Agenturen sechs zu machen. Oder aber es werden unabhängige europäische und asiatische Rating-Agenturen geschaffen." Das brauche allerdings Zeit, so Reding.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier regte an, Rating-Agenturen die Bewertung von Staaten unter einem Euro-Hilfsprogramm zu verbieten. Die EU müsse sich fragen, ob das angemessen sei, sagte er in Paris. Barnier stellte sich mit dem Verbot der Bewertung von Staaten unter dem Rettungsschirm hinter einen Vorschlag der früheren französischen Finanzministerin und neuen Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde. Die Agenturen könnten nicht ignorieren, dass Staaten wie Portugal und Griechenland Mitglieder der EU seien, dass sie die Solidarität der Mitgliedstaaten bekämen und dass sie international ausgehandelte Hilfspakete erhalten würden, sagte Barnier. Er kündigte für die kommenden Wochen Vorschläge der EU-Kommission zur Regulierung der Rating-Agenturen an. Zudem werde er sich dafür einsetzen, dass das Thema von den G20-Staaten in Angriff genommen wird, sagte der Kommissar.

"Ich kann den Unmut der Politiker gut verstehen", sagte dazu Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Haspa. Zwar sei die Datenlage, auf der die Bonitätsurteile beruhen, für alle gleich. "Der Zeitpunkt mancher Veröffentlichungen war aber sehr unglücklich gewählt", sagte Intelmann. Ähnlich sieht es Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M.Warburg: "Es ist eine Sache des Timings." So haben Rating-Agenturen in mehreren Fällen die Bonitätseinstufung eines Landes gesenkt, unmittelbar nachdem dessen Regierung ein Sparprogramm auf den Weg brachte oder die EU ein Hilfspaket schnürte.(APD/dapd/abendblatt.de)