Die Beteiligungen des russischen Staatskonzerns sollen demnächst in Luxemburg konzentriert werden. Gazprom wollte die Pläne nicht kommentieren.

Düsseldorf. Der russische Staatskonzern Gazprom will seine Europazentrale von Berlin nach Luxemburg verlegen. Laut Informationen der „Wirtschaftswoche“ sollen Unternehmensbeteiligungen, die derzeit unter dem Dach der deutschen Konzerntochter Gazprom Germania in Berlin angesiedelt sind, demnächst in Luxemburg konzentriert werden. Das operative Geschäft will der Moskauer Energiekonzern künftig von London aus steuern, wie das Wirtschaftsmagazin aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr. Gazprom wollte die Pläne nicht kommentieren.

Durch die Umstrukturierung des Europageschäfts dürften einige der derzeit 520 Jobs am Standort Berlin wegfallen, schreibt das Blatt. Die Stadt Berlin müsste auf Steuereinnahmen verzichten, denn Gazprom Germania ist in der Hauptstadt einer der größten Steuerzahler. Von Berlin aus kontrolliert Gazprom unter anderem die 50-Prozent-Beteiligung am drittgrößten deutschen Gashändler Wingas, einem Gemeinschaftsunternehmen mit der BASF-Tochter Wintershall. Hinzu kommen Handelsgesellschaften in Zürich, London, Istanbul und Prag.

Zuletzt galt Gazprom Germania als wichtigste ausländische Dependance des Gazprom-Konzerns. In Zukunft dürfte vor allem die Betreuung des Schalke-04-Sponsoringvertrags zu den Hauptaufgaben zählen. Im Zusammenhang mit dem Strategiewechsel steht offenbar auch die Entlassung von Wladimir Kotenjow, den Konzernchef Alexej Miller Anfang Juni überraschend von seinen Aufgaben als Deutschland-Chef entbunden hatte. Der „Wirtschaftswoche“ zufolge hat der frühere russische Botschafter in Berlin versucht, die „totale Entkernung“ von Gazprom Germania zu verhindern. (dapd)