MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen wirbt für positive Effekte einer Übernahme durch VW. Topmanager ziehen Kandidatur für Aufsichtsrat zurück.
München. Der Lastwagen- und Maschinenbaukonzern MAN stellt sich nach den Übernahmeangeboten durch VW, auf neue Wege der Zusammenarbeit ein. Unternehmenschef Georg Pachta-Reyhofen erläuterte auf der Hauptversammlung des Unternehmens seine Pläne für eine Partnerschaft mit Volkswagen und Scania. Es dürfte klar sein, erläuterte Pachta-Reyhofen, „dass die Zusammenarbeit nun in eine neue, offensive Phase gehen soll“. Synergieeffekte sollen besonders in den Bereichen gemeinsamer Einkauf, Forschung, Entwicklung und Produktion genutzt werden. Entsprechend bekräftigte er die geplante Übernahme durch VW. Allerdings sieht er das derzeitige Angebot von 95 Euro je MAN-Stammaktie als zu niedrig. Auch warnt er, dass der neue Verbund die Markenidentität von MAN „nicht antasten“ darf. Die bestehenden Geschäftsfelder einschließlich der Diesel-Turbo-Sparte, die Standorte, die Arbeitsplätze und die MAN-Zentrale in München müssen erhalten bleiben. VW habe bereits entsprechende Zusicherungen gemacht.
Hintergrund ist die geplante Übernahme des Autobauers VW, der seinen Anteil an MAN-Aktien im Mai auf über 30 Prozent aufgestockt hat. VW legte daraufhin den Aktionären das Pflichtangebot vor, um so die kartellrechtlichen Hürden für die Zusammenarbeit von MAN mit dem schwedischen Lastwagenbauer Scania zu beseitigen. Neben dem VW- und MAN-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piech wollen sich auch VW-Vorstandschef Martin Winterkorn, die VW-Vorstände Hans Dieter Pötsch und Jochem Heizmann sowie Audi-Vorstandschef Rupert Stadler in das MAN-Kontrollgremium wählen lassen. Während der Sitzung ziehen die drei nach heftiger Kritik ihre Kandidatur allerdings zurück. „Die EU-Kommission hat Volkswagen darauf hingewiesen, dass eine Mitgliedschaft der Herren Prof. Dr. Jochem Heizmann, Hans Dieter Pötsch und Prof. Dr. Martin Winterkorn im Aufsichtsrat der MAN SE erst nach der fusionskontrollrechtlichen Genehmigung erfolgen sollte. Vor diesem Hintergrund haben diese entschieden, derzeit nicht für eine Kandidatur für den Aufsichtsrat der MAN SE zur Verfügung zu stehen“, erklärte Volkswagen am Montag in Wolfsburg. Winterkorn ist der VW-Vorstandsvorsitzende, Pötsch und Heizmann sind Vorstandsmitglieder. Sie sollten nach den ursprünglichen Plänen am Montag in München hat auf der Hauptversammlung des Lastwagen- und Maschinenbaukonzerns in das Kontrollgremium gewählt werden. VW ist mit 30 Prozent größter MAN-Aktionär.
Aktionärsschützer haben die Politik von VW- und MAN-Chefaufseher Ferdinand Piëch bei der geplanten Lkw-Allianz zwischen MAN und der VW-Tochter Scania kritisiert. „Wir wissen jetzt, was VW will. VW will hier herrschen“, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) am Montag auf der Hauptversammlung in München. Allerdings habe sich mit dem überraschenden Rückzug der drei VW-Kandidaten für den MAN-Aufsichtsrat ein großer Teil der Kritik erledigt, sagte er. Die DSW unterstütze die neuen Kandidaten. Die DSW hatte schon vor Wochen die Kandidatur von VW-Chef Martin Winterkorn, Nutzfahrzeugvorstand Jochem Heizmann und Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch scharf kritisiert, weil alle drei Manager auch im Aufsichtsrat von Scania sitzen. Auch die EU-Kommission hatte nach Angaben von VW Kritik geübt. Inhaltlich habe die DSW an den Plänen nichts auszusetzen. „Wir haben nichts gegen eine Kooperation von Scania und MAN unter dem großen Dach des VW-Konzerns.“ Allerdings dürfe MAN nicht untergebuttert werden.
Die Fondsgesellschaft Union Investment hingegen sieht auch nach dem Rückzug der VW-Kandidaten keinen Grund, von ihrer Kritik abzuweichen: „Wir werden den kompletten Aufsichtsrat nicht entlasten“, sagte Union-Vertreter Ingo Speich. Die Interessenkonflikte seien zu groß. Piëch müsse als Chefaufseher von MAN abtreten. Er könne nicht die Interessen von VW und MAN zugleich vertreten. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse auf der Hauptversammlung dürfte dieses Ansinnen aber kaum eine Chance haben.
(abendblatt.de/dapd)