Jean-Claude Juncker drängt auf eine baldige Einigung bei der Griechenland-Rettung. Die Euro-Krise könne sich sonst ausbreiten auf andere Länder.

Berlin. Die Zeit wird knapp. Während das krisengeschüttelte Griechenland dringend frisches Geld braucht, spielen die Europäer auf Zeit. Zwischen den Euro-Ländern ist ein Glaubenskrieg über die Konditionen für weitere Hilfsprogramme ausgebrochen. Nach dem Eindruck von Beobachtern wird in Brüssel derzeit geschachert und getrickst wie bei Verhandlungen um Agrargelder.

Dabei braucht der Ägäisstaat schon in Kürze weitere 90 bis 120 Milliarden Euro, die Athen dringend benötigt, um zahlungsfähig zu bleiben. Doch Deutschland, die Niederlande und andere Staaten fordern als Voraussetzung für eine Freigabe weiterer Mittel eine weitreichende Beteiligung von privaten Gläubigern. Es wird über eine Größenordnung von etwa 30 Milliarden Euro geredet. Unter anderem Frankreich sowie die Europäische Zentralbank (EZB), die viele griechische Staatsanleihen besitzen, sind wiederum dagegen.

Beschlüsse zu den neuen Milliardenhilfen für Athen soll es nach Worten von EU-Währungskommissar Olli Rehn nun erst Mitte Juli geben. Allerdings wird sich erst beim nächsten Krisentreffen der vom Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, geführten Euro-Kassenhüter am Sonntag zeigen, ob es dazu einen europäischen Konsens gibt.

Juncker, Chef der Euro-Gruppe drängt auf eine baldige Einigung bei der Griechenland-Rettung und warnt vor einer weiteren Ausweitung der Schuldenkrise auch auf Belgien und Italien gewarnt. Die Beteiligung privater Gläubiger an weiteren Finanzhilfen für Griechenland könnte dazu führen, dass die Ratingagenturen das Land als „zahlungsunfähig“ einstufen, sagte der luxemburgische Premierminister der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenendausgabe). Das könnte extreme Folgen für andere Euro-Staaten haben. „Die Pleite kann Portugal anstecken und Irland und dann wegen der hohen Schulden auch Belgien und Italien, noch vor Spanien“, warnte Juncker.

Im Hinblick auf die Überlegungen der Bundesregierung sagt er: „Ich bin nicht der Meinung, dass wir zulassen sollten, dass die Entscheidungen bis in den September hinein verschoben werden“. Die Bundesregierung will sich angesichts der offenen Fragen zur Beteiligung privater Gläubiger mit einer endgültigen Zustimmung für das neue Hilfspaket bis September Zeit lassen. Auch kritisierte der Chef der Euro-Gruppe die deutsche Öffentlichkeit. „Ich finde es nicht gut, wie in Deutschland über die Griechen und Griechenland gesprochen wird“. Er mahnt, dass nicht vergessen werden dürfe, was für große Opfer die Griechen zur Zeit brächten. Angesichts dieser Anstrengungen wäre es nicht hilfreich, die Griechen auf „penetrante Art und Weise zu beleidigen“.

Juncker will, dass auch private Gläubiger ihren Beitrag zum neuen Griechenland-Hilfspaket leistenmüssen. „Es wird eine Beteiligung privater Gläubiger geben“. Dabei dürfen bestimmte Grenzen nicht überschritten werden, eine Gläubigerbeteiligung darf nicht zu einem Kreditausfall und einer weiteren Absenkung der Bonität Griechenlands führen. Juncker beharrt darauf, dass sich die Banken freiwillig beteiligen müssen.(abendblatt.de/dapd)