Die Intersolar in München feiert den Aufschwung der Branche. Trotz Konkurrenz aus dem Ausland, aus Windenergie und einem verregneten Tag.
München. Eine Vier-Mann-Band trällert am Messeeingang den Beatles-Song „Here comes the sun“. Keine Stunde später regnet es in Strömen. Wolkenverhangen wie der Münchner Himmel über der Messe „Intersolar“ ist auch die Stimmung unter den deutschen Unternehmern. Anstatt den von der Bundesregierung angekündigten Atomausstieg als Chance für die Sonnenenergie zu feiern, fürchten sie, gegenüber dem neuen Liebslingskind Windenergie ins Hintertreffen zu geraten. Überdies drängt die ausländische Konkurrenz ins Geschäft.
Norbert Apfel ist so ein Branchenvertreter, der sich darüber ärgert. „Dass den Bürgern der Eindruck vermittelt wurde, ihre Stromkosten seien wegen der Solarenergie so hoch, hat uns sehr geschadet“, klagt der Geschäftsführer des Hamburger Solarunternehmens Conergy. Zusammen mit seinem Produktmanager Eike Frühbrodt stellt er am Messestand des Unternehmens in Halle 3 einen Sonnenspeicher vor, mit dem Solarenergie auch in der Nacht genutzt werden kann. Ein Produkt, das zu den viel beachteten Neuheiten auf der „Intersolar“ gehören sollte. Doch mangels Mikrophon sind die beiden von dem Umstehenden kaum zu verstehen.
Eine verpasste Chance für die Hamburger. Ringsum sitzen an den Messeständen asiatische Vertreter mit deutschen Managern in kleinen Gruppen im Gespräch vertieft. Allein 524 Firmen aus China sind dieses Jahr auf der Messe präsent – fast 200 mehr als noch im vergangenen Jahr. Für die deutschen Firmen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits brauchen sie den Wachstumsmarkt China für den Export, vor allem die Anlagenbauer. Andererseits lauert da die Konkurrenz.
Bereits heute stammt fast jedes zweites Solarmodul aus chinesischer Produktion. Die sind preislich günstiger. Taiwan, zweitgrößter Fertigungsstandort für PV-Module, ist auf der „Intersolar“ ebenfalls stark vertreten – mit 67 Firmen. Die Asiaten sagen es nicht offiziell, aber für sie ist die Messe auch eine Möglichkeit, sich nach Übernahmemöglichkeiten umzusehen. Vor allem jene Firmen, die sich nicht frühzeitig auch im Ausland engagiert haben, sondern auf die deutschen Fördertöpfe verließen, haben nach Expertenmeinung allein wenig Zukunft.
20 Milliarden Euro Umsatz hat die deutsche Solarbranche im vergangenen Jahr gemacht. Doch das war eine Ausnahme und der Ankündigung von künfitgen Förderkürzungen geschuldet, weiß auch Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. Zweistellige Umsatzgrößen werde es mittelfristig zwar wieder geben, ist er überzeugt, aber dann Dank des Exports. Für Deutschland erwartet der BSW für diesen Sommer eine weitere Förderkürzung von sechs Prozent.
Die Conergy-Leute üben sich in Selbstironie. „Sturmerprobt. Wie wir“, steht über einem Firmenplakat, das Handwerker bei der Montierung von Solarmodulen zeigt. Die Hamburger gingen durch zahlreiche finanzielle Stürme, vom Sommer an aber soll es wieder aufwärts gehen. Über München hörte am Nachmittag wenigstens der Regen auf. (dpa)